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Adaptive Routing: GPS für SMS-Nachrichten

Autor/Redakteur: Tony Jamous, CEO von Nexmo/gg

Ursprünglich nicht zur Business-Kommunikation gedacht, sind SMS-Nachrichten beziehungsweise deren Übermittlung mit verschiedenen Problemen verbunden. Entsprechend schwierig gestaltet sich die SMS-Implementierung oder -Verwaltung in Unternehmen, die SMS-Nachrichten immer mehr zur Kommunikation mit ihren Kunden nutzen möchten.

Damit SMS-Nachrichten auf internationaler Ebene zuverlässiger übermittelt werden können, gibt es jetzt eine Art Navigationssystem für SMS-Nachrichten: Adaptive Routing. Es überwacht und ändert permanent die Übertragungswege, um eine möglichst hohe Geschwindigkeit und gleichbleibende Qualität zu gewährleisten. Um zu verstehen, warum SMS-Nachrichten für Unternehmen bislang keine zuverlässige Alternative zur Ansprache ihrer Kunden waren, müssen wir zunächst einen kleinen Ausflug in die Geschichte machen.

Ein kurzer Rückblick

Vor einigen Jahrzehnten, als die SMS zu einem nützlichen Person-to-Person-Kommunikationswerkzeug wurde, trafen die Netzbetreiber eine Übereinkunft: Sie wollten von einem gleich hohen SMS-Trafficvolumen bei allen Betreibern ausgehen statt exakt aufzuzeichnen, wie viele SMS-Nachrichten von einem Netz an das andere gehen. Immerhin war es sehr wahrscheinlich, dass ein Nutzer aus Land A, der eine Nachricht von einem Nutzer aus Land B bekommt, auf diese auch antwortet.

Diese Vereinbarung bot ein Schlupfloch für einige gewiefte Geschäftsleute: Sie stellten fest, dass sie damit einen Freibrief zum kostenlosen SMS-Versand in andere Netze hatten, wenn sie sich als Netzbetreiber registrieren ließen. Die Kunden dieser Pseudo-Netzbetreiber waren keine normalen Mobiltelefonkunden, sondern Unternehmen, die – meist im Rahmen von Marketing-Kampagnen – SMS-Nachrichten an Nutzer rund um den Globus schicken wollten. Diese als “Aggregatoren” bekannten Unternehmen begannen, für echte Netzbetreiber auf der ganzen Welt zu einem Problem zu werden.

Das SMS-Aggregatormodell

Die notwendige Reichweite erzielten diese Aggregatoren in der Regel über andere Aggregatoren. So kam es, dass die Nachrichten unter Umständen bis zu fünf verschiedene Stationen durchliefen, bevor sie – wenn man Glück hatte intakt – dem Empfänger zugestellt wurden. Da Qualität bei vielen dieser Unternehmen selten einen hohen Stellenwert hatte, waren Echtzeitberichte und -messungen nicht möglich.

Im Hinblick auf SMS-Nachrichten trifft die Aussage “Qualität hat ihren Preis” voll und ganz zu. Wenn jemand einem Land einen sehr viel niedrigeren Preis anbietet als die Mitbewerber, bedeutet das oft, dass er “Grey Routes” nutzt. “Grey Routes” sind Übertragungswege, die gegen die Vorschriften des Empfängerlandes verstoßen und oft über SIM-Boxes laufen – eine speziell entwickelte Hardware, in die man SIM-Karten einsetzen kann. Diese ursprünglich für den Verbrauchermarkt bestimmten Karten werden kombiniert, um den SMS-Versand für ein Unternehmen extrem zu verbilligen. Aggregatoren arbeiten in der Regel nach dem Prinzip des “Least Cost Routing”. Doch je billiger der Übertragungsweg, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihre Nachricht verspätet oder gar nicht ankommt, denn: Qualität hat ihren Preis.