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Private 5G-Netze – wann lohnt sich die Investition für Unternehmen?

Autor: Christian Syrbe, Chief Solutions Architect bei NETSCOUT/dcg

Private 5G-Netze, auch als Campusnetze bezeichnet, sind lokale, nicht-öffentliche Mobilfunkinfrastrukturen, die exklusiv von Unternehmen oder Organisationen betrieben werden. Sie ermöglichen es, innerhalb eines geografisch begrenzten Bereichs, wie beispielsweise eines Firmengeländes oder Messeareals, eine eigene 5G-Versorgung aufzubauen. Dies bietet Vorteile wie hohe Datenraten, niedrige Latenzzeiten und die Fähigkeit, eine große Anzahl von Endgeräten gleichzeitig zu unterstützen. In Deutschland hat die Bundesnetzagentur seit 2019 Frequenzen im Bereich von 3700 bis 3800 MHz für solche privaten Netze freigegeben. Bis Januar 2024 wurden insgesamt 371 Frequenzzuteilungen für 5G-Campusnetze erteilt.

Christian Syrbe, Chief Solutions Architect bei NETSCOUT – Quelle: Netscout

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) betont die Notwendigkeit spezifischer Sicherheitsmaßnahmen für 5G-Campusnetze, um sie vor Cyber-Angriffen zu schützen. Empfehlungen umfassen dabei unter anderem die Implementierung von Zugangskontrollen, die kontinuierliche Überwachung des Netzwerks und regelmäßige Sicherheitsupdates.

Insgesamt bieten private 5G-Netze Unternehmen die Möglichkeit, maßgeschneiderte Kommunikationslösungen zu implementieren, die den spezifischen Anforderungen ihrer Branche gerecht werden und gleichzeitig höchste Sicherheitsstandards erfüllen.

Drei Faktoren, die die private 5G-Nutzung behindern

Vor vier Jahren glaubten 90 Prozent der CIOs, dass privates 5G der neue Netzwerkstandard werden wird, und 51 Prozent der Unternehmen planten, bis Ende 2024 ein privates 5G-Netzwerk zu implementieren. Wenn man die zahlreichen Vorteile bedenkt, die ein privates 5G-Netzwerk bietet – darunter Flexibilität, Freiheit von den Beschränkungen kabelgebundener, hardwarebasierter Netzwerke und höhere Geschwindigkeit –, ist es nicht schwer, das Potenzial dieser Technologie zu sehen.

Schätzungen gehen davon aus, dass die kombinierten Ausgaben für private 4G/5G-Netze bis 2028 von etwa 2 Milliarden US-Dollar jährlich auf 7 Milliarden US-Dollar ansteigen werden. Das entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 36 Prozent pro Jahr, wobei bis 2028 18.000 private 4G/5G-Netze erwartet werden. Viele Analysten sind nach wie vor optimistisch, was das Wachstumspotenzial privater Netze der nächsten Generation angeht, aber die Akzeptanz hat sich langsamer durchgesetzt als erwartet.

Viele Unternehmen, die sich mit der praktischen Umsetzung privater 5G-Netze befassen, sehen sich mit Herausforderungen konfrontiert, die das Potenzial der Technologie verzögern oder schmälern können. Dazu gehören:

  1. Die Notwendigkeit, sich begrenzte Frequenzrechte zu sichern
  2. Der Bedarf an Fachkräften für den Aufbau und die Wartung der Netze
  3. Die Kostenfrage im Vergleich zu privaten 4G-LTE-Netzen

Sicherung der begrenzten Frequenzrechte

Das 5G-Funkspektrum ist eine begrenzte Ressource, wobei die Preise je nach Art des Spektrums variieren (z. B. Mittelband vs. Low-Band). Unternehmen können dafür eine staatliche Lizenz für ihre Frequenzen erwerben. Für die größten Unternehmen, wie z. B. Hersteller oder Versorgungsunternehmen, kann die Einhaltung der entsprechenden Vorschriften die Implementierung jedoch verlangsamen oder verhindern. Der Erhalt einer Lizenz für einen bestimmten Frequenzbereich ist oft zeitaufwändig und komplex. Sobald die erforderlichen Frequenzrechte erworben wurden, ist die Einrichtung der Netzausrüstung eine erhebliche Hürde, da qualifizierte Netzingenieure fehlen.

Mangel an Fachkräften für den Aufbau und die Wartung

5G-Netze sind komplexer als frühere Generationen. Sie erfordern ein dichteres Zellennetz, eine präzisere Kartierung der Versorgungsgebiete und eine stärkere Netzwerkorchestrierung. Obwohl der Markt für 5G-Infrastruktur wächst, gibt es einen erheblichen Mangel an Fachkräften, insbesondere in den Bereichen Netzwerkkonstruktion und Cybersicherheit.

Daher greifen viele Unternehmen auf externe Dienstleister zurück – darunter Systemintegratoren, Cloud-Anbieter oder spezialisierte Dienstleister, die den Aufbau und die Wartung von privaten 5G-Netzwerken übernehmen. Dies kann eine kosteneffiziente Lösung sein, da erfahrene Dienstleister bereits über die notwendigen Ressourcen und Technologien verfügen, um den Betrieb zu automatisieren und Serviceunterbrechungen zu minimieren.

Private 5G vs. Netzslices und 4G-LTE-Netze

Bevor Unternehmen ein privates 5G-Netzwerk aufbauen, müssen sie sicherstellen, dass ihre geplante Anwendung, der Zeitplan und das Budget übereinstimmen. Die Einrichtung und Wartung eines privaten 5G-Netzes erfordert spezielles Know-how, was herkömmliche IT-Teams oft nicht zur Verfügung stellen können.

Daher stellt sich die Frage: Ist privates 5G wirklich notwendig?

  • Wenn keine ultraniedrige Latenz oder hohe Bandbreite erforderlich ist, könnte privates 4G LTE oder sogar WiFi 6 ausreichen.
  • Alternativ bieten Netzbetreiber inzwischen dedizierte 5G-Netzslices, die viele der Vorteile privater 5G-Netze bieten – oft zu geringeren Kosten.

Für besonders sicherheitskritische Anwendungen (z. B. Industrie, Militär, Medizin) ist privates 5G jedoch ein großer Fortschritt. Mit 256-Bit-Verschlüsselung und überlegenen Zugangskontrollen bietet es eine deutlich höhere Sicherheit als frühere Mobilfunkgenerationen.

Fazit

Die Einführung privater 5G-Netze ist komplexer als ursprünglich erwartet. Dennoch können Unternehmen durch eine sorgfältige Analyse ihrer Anforderungen die richtige Wahl für ihre zukünftige Netzwerkinfrastruktur treffen.

Link zu Netscout: NETSCOUT User Experience Monitoring – Get the Data That Matters Most

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