Die Weiterentwicklung des Mainframes

Hindernisse überwinden

Die erste Hürde bei der Einführung agiler Methoden im Mainframe ist, dass die Entwicklungsteams andere Arbeitspraktiken und Erwartungen besitzen als die Teams für verteilte Applikationen. Die geschäftskritische Bedeutung der Mainframe-Anwendungen führt dazu, dass Entwickler sehr sorgfältig vorgehen müssen, um möglichst jede Veränderung zu vermeiden, die einen negativen Einfluss hat oder eine Störung der Dienste verursachen könnte.

Entsprechend gibt es eine Kultur der Qualität und Zuverlässigkeit in Bezug auf Konsistenz, die dazu geführt hat, dass die meisten Mainframe-Entwicklungsteams jede größere Änderung erst einmal ablehnen. In der Welt der verteilten Anwendungen gilt allerdings das genaue Gegenteil: Dynamische Veränderung ist hier eines der wichtigsten Ziele. Entsprechend haben diese Teams schnell die Ansätze für agile Entwicklung und DevOps übernommen.

Einführung Agiler Mainframe Entwicklungsmethoden

Um die Einführung von Agilen Entwicklungsmodellen zu vereinfachen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. So können IT-Verantwortliche den Übergang gestalten:

1. Regelmäßige persönliche Meetings: Tägliche Kurzkonferenzen, bei Bedarf auch per Videokonferenz, sind gut geeignet, um Entwicklungsteams zu einer engeren Zusammenarbeit zu bewegen. Die verstärkte Diskussion der aktuellen Aufgaben und Prozessschritte beeinflusst den Projektverlauf positiv. Die Vorgabe lautet hier nicht nur, das Projekt in der richtigen Spur zu halten, sondern auch Erfahrungen auszutauschen und Lösungsvorschläge für entdeckte Probleme gemeinsam zu erarbeiten. Dies kann auch gewährleisten, dass die gegenseitigen Erwartungen realistisch bleiben und die beiden Entwicklungsteams an den gleichen Zielen arbeiten.
2. Automatisches Testen: Agile Entwicklung erhöht auch die Anzahl an Tests, die für die Gewährleistung der bei Mainframe-Anwendungen erforderlichen Konsistenz nötig sind. Diese manuell durchzuführen, würde viel zu viel Aufwand für die Mainframe-Teams erzeugen. Automatische Tests helfen hierbei und stellen außerdem sicher, dass nach jedem Entwicklungsschritt die identischen Prüfungen durchgeführt werden. Damit gewährleisten sie hohe Konsistenz.
3. Den Einstieg für Junge erleichtern: Die Einführung von Mainframe-Tools mit modernen Nutzeroberflächen kann jüngere Entwickler dazu motivieren, von der Welt verteilter Applikationen zum Mainframe zu wechseln. Zudem ermöglichen sie ähnliche Geschwindigkeiten sowie ein besseres Verständnis zwischen den beiden Entwicklungsteams. Die Tools lassen sich nämlich auf einfache Weise von beiden Teams nutzen, so dass sie über die bekannte Oberfläche komfortabler und enger zusammenarbeiten können. Ein Über-Kreuz-Training von Entwicklern in den Bereichen Mainframe und verteilte Applikationen verbessert das gegenseitige Verständnis über die verschiedenen Arbeitsweisen und Erwartungen zusätzlich.

Fazit

Auch nach 50 Jahren bleibt der Mainframe das ‘Arbeitspferd’ für die meisten der Fortune 100 Unternehmen und die Öffentliche Hand. Weil der Großrechner auch in den kommenden Jahren für die IT unternehmenskritisch bleibt, können es sich Unternehmen nicht erlauben, dass ihre Mainframe-Teams hinter dem aktuellen Fortschritt in anderen IT-Bereichen zurückbleiben. Ebenso wenig können sie ihre Mainframe-Teams dazu zwingen, ihre Arbeitsweise von Grund auf zu ändern. Ein überlegter Ansatz vereinfacht den Übergang zur agilen Entwicklung auf dem Mainframe. Nur dies bringt die Mainframe-Entwickler auf Augenhöhe mit den Kollegen aus dem Bereich verteilte Anwendungen und kann auch die Zusammenarbeit zwischen beiden Teams wesentlich verbessern.

Noch bekommt die zukünftige Ausrichtung des Mainframes nicht immer die nötige Aufmerksamkeit durch die Verantwortlichen. Aber die Zeit läuft. Der Generationswechsel hin zu Führungskräften, die mit Distributed Systemen, Mobility und dem Web aufgewachsen sind, ist im vollen Gange. IT-Verantwortliche müssen jetzt beiden Herausforderungen begegnen: Dem Mangel an Mainframe-Fachkräften und den Veränderungen, die rund um den Mainframe stattfinden.