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Die unfaire Erwartungshaltung an die Cloud – Weg mit dem Versprechen der eierlegenden Wollmilchsau

Auch ist die Einhaltung gesetzliche Vorgaben und Normen eine umso größere Herausforderung, je komplexer die Infrastruktur gestaltet ist. Allein die Einhaltung der Mindeststandards rund um die DSGVO kann hier schon erhebliche personelle Ressourcen binden. Geht es in erweiterte, branchenspezifische Themen wie etwa eine im Automotive-Umfeld verstärkt geforderte TISAX-Zertifizierung, kann die Verwendung von Cloud-Services nochmals erheblichen Zusatzaufwand bedeuten.

Eine weitere, nicht zu unterschätzende Gefahr stellt weiterhin das bekannte Problem der Schatten-IT dar. Gerade weil das Hinzubuchen von Services so einfach ist, können Fachabteilungen ihre IT-Truppe leicht aushebeln. Die Folgen können – Stichwort Absicherung – fatal sein. Denn mag der Service für die Ausführung eines Auftrags oder Projekts auch erforderlich sein, so kann dessen unkoordinierte Nutzung dem Unternehmen letztlich einen Bärendienst erweisen, wenn Security-Aspekte nicht beachtet werden.

Und die Lösung?

An dieser Stelle seien nochmals explizit KMU gewarnt. Für sie kann es fatal werden, wenn Cloud-Projekte nicht richtig aufgesetzt werden – was in der Regel bedeutet, dass sie zu groß oder nicht strukturiert genug angegangen werden. Und das ist im Grunde auch die Lösung: Mag der Geschwindigkeitsdruck oft auch hoch sein, ein solides Konzept ist das A und O. Und hilft letztlich weiter, als hinterher Scherben aufzukehren.

Die ersten Fragen sollten daher lauten: Wer muss alles ins Boot geholt werden, und was ist genau das Ziel eines Cloud-Projekts? Fachabteilungen mögen ihren Bedarf genau kennen, sind jedoch häufig nicht hinreichend informiert, wenn es um administrative und regulatorische Themen geht. Erst wenn das Ziel mit diesen Beteiligten definiert wurde, können sie auch einen möglichen Weg planen. Dabei muss von Anfang an klar sein, dass personelle Ressourcen zum Nachjustieren eingeplant werden müssen.

Eine eigene On-Premise-Infrastruktur kann ebenfalls viele Services und Innovationen unterstützen, wenn sie richtig aufgesetzt und solide finanziert ist. Erweist sich das Hinzunehmen von Cloud-Services als sinnvoll und langfristig gewinnbringend, sind häufig Angebote mit einfacher Administrierbarkeit und intuitivem Web-Interface „aus einer Hand“ einem Multi-Cloud-Ansatz vorzuziehen. Sind passende Automatisierungen und APIs vorhanden, steigt der Reiz eines solchen Ansatzes weiter. Denn mögen die Services so bisweilen auch nicht jeweils „Best-of-Breed“ sein, so sind sie in aller Regel doch mehr als ausreichend. Erinnerung: Vom Ziel her denken.

Fazit

Bei Betrachtung all dieser Aspekte ist es für KMU häufig eher ratsam, nach dem Motto „so viel Cloud und so viele Anbieter wie nötig“ und entsprechend mit Bedacht vorzugehen. Der Vergleich mit dem Sport lässt sich dauerhaft auf die Cloud übertragen: Richtig integriert, vernünftig über die Zeit aufgebaut und mit Weitsicht gemanagt, steht dem Erfolg grundsätzlich nichts im Wege. Richtig angepackt kann aus einem Talent ein Weltstar werden, aus einem Cloud-Service die Basis für eine langfristiges Geschäftsmodell.