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Krisen als Katalysator positiver Veränderungen von Lieferketten: Das Lieferkettenmanagement nach COVID-19

Autorin/Redakteur: Annette Hermann/gg

Die derzeitige Pandemie zeigt, wie wichtig ein stabiles Lieferkettenmanagement ist, um die Versorgung von Menschen mit lebenswichtigen Gütern aufrechtzuerhalten. Unternehmen haben in den letzten Wochen viel über ihre Lieferketten gelernt, Defizite erkannt und definieren neue Eigenschaften von Lieferketten nach COVID-19.

Grafik: C. H. Robinson

Vollständige End-to-End-Sichtbarkeit der Liefernetzwerke

Mit der Schaffung einer diversifizierten Lieferkette geht die Notwendigkeit einher, eine End-to-End-Sichtbarkeit zu gewährleisten. Die Coronakrise zeigt vielen Unternehmen ihre Schwachstellen im Lieferkettenmanagement auf und sie bemerken, dass sie ihre Liefernetzwerke nicht so gut kennen, wie sie es eigentlich sollten. Für die Zeit nach der Krise müssen Unternehmen aber Sichtbarkeit und ein tiefergehendes Verständnis der Liefernetzwerke, der Lagerbestände und der Verkäufe sicherstellen, einschließlich der geographischen Standorte der Lieferanten und der verschiedenen Waren, der Lagerbestände in den Lagern selbst und in den einzelnen Geschäften und des Kaufverhaltens der Käufer. Das Stichwort hier sind Plattformen, die alle verfügbaren Daten miteinander verknüpfen und analysieren und alle Akteure entlang der Lieferkette in Echtzeit mit Informationen versorgen. 

Erhöhtes Risikomanagement 

Obwohl viele globale Unternehmen den Wert eines Risikomanagementplans klar erkennen, wird er in Nicht-Krisenzeiten oft an die unterste Stelle der Prioritätenskala gesetzt. Wie eine vom Global Supply Chain Institute der Universität Tennessee veröffentlichte Studie zeigt, werden nur etwa 25 Prozent der End-to-End-Lieferketten eines Unternehmens auf Risiken untersucht. Lieferketten weisen zwangsläufig vielfältige Abhängigkeiten auf, aber Unternehmen können mögliche Schwachstellen in jeder Phase durch ihre Risikomanagementpläne proaktiv handhaben. Neben einer genauen Analyse des Lagerbestands ist es ebenso wichtig zu verstehen, wie sich Beschränkungen für Importe aus betroffenen Ländern auf den aktuellen Lagerbestand und den Versand auswirken. Strategien für das Risikomanagement bei Unterbrechungen, einschließlich der Koordination von Lieferanten, sollten bei der Entwicklung eines informierten Lagerbestandsplans angewandt werden. Unternehmen müssen auch in der Lage sein, vorausschauend zu prognostizieren, ob sich die Nachfrage nach Waren aufgrund veränderter Marktbedingungen ändern könnte.

Lieferkette 4.0 – Unternehmen müssen handeln

Eine wichtige Lektion aus der derzeitigen Krise ist, dass es viele verschiedene Informationen braucht, um Lieferketten in bestimmte Szenarien zu versetzen und zu verstehen, welche nächsten Schritte notwendig sind und wie Unternehmen reagieren müssen. Technologie wird hier eine entscheidende Rolle spielen, denn viele Industrien haben zu lange traditionelle und veraltete Systeme verwendet. Informationen sind unerlässlich, um zu verstehen, wie das Liefernetzwerk aufgebaut ist, wo die Risiken und Chancen liegen und welche Nachfragemuster sich abzeichnen, damit die Lieferketten sofort entsprechend reagieren können.