ArtikelCloud

Multi-Cloud: Schon mittendrin statt nur dabei

Denn wenn wir ehrlich sind und was das Beispiel unterstreicht: Moderne Applikationen sind unabhängig von strategischen Entscheidungen aufgrund ihrer vielfältigen Abhängigkeiten ohnehin längst in der Multi-Cloud angekommen. Nur verlassen wir hier das klassische Verständnis von Multi-Cloud als Nutzung mehrerer Hyperscaler-Clouds und erweitern es um weitere Ebenen, respektive Layer. Unterschiedliche Services und Infrastrukturen werden innerhalb einer Applikation somit horizontal und vertikal integriert.

Skills ausbauen

Es geht also nicht mehr darum, OB ein Unternehmen seine Cloud-Vielfalt beherrschen lernen muss – und das komplexe Thema Schatten-IT, etwa durch Übernahmen, haben wir hier noch gar nicht angesprochen –, sondern vielmehr darum, wie es gelingen kann. Denn selbst die Cloud-Architektinnen und -architekten, DevOps-Teams oder Product Owner, die für die Ausführung der Management-Vision verantwortlich sind, verstehen Multi-Cloud noch viel zu häufig als bloßes Verschieben von Applikationen oder Workloads zwischen verschiedenen Hyperscaler Clouds, etwa über Container-Architektur. Gleichzeitig besitzen sie meist eine bestimmte Cloud-Heimat, innerhalb der sie sich auskennen und wohlfühlen. Und da selbst der effektive Betrieb einer Mono-Cloud-Umgebung durch fortlaufende Updates und neue Funktionalitäten eine steile Lernkurve erfordert, wird deutlich, dass diese Lernkurve aufgrund der fundamentalen „philosophischen“ Unterschiede zwischen verschiedenen Clouds noch steiler ausfallen muss. Denn um ein und dieselbe Aufgabe in der AWS oder der Google Cloud zu lösen, müssen Programmiererinnen und Programmierer Schlüsselkonzepte von Grund auf neu lernen oder intelligent abstrahieren.

Hier ist vor allem das Management gefragt, den IT-Verantwortlichen einerseits durch Weiterbildung überhaupt erst den Raum für die benötigten Lernkurven zu schaffen, damit eine Multi-Cloud-Umgebung beherrschbar wird. Und andererseits das Verständnis dafür zu erweitern, was Multi-Cloud in der immer komplexer werdenden IT-Landschaft überhaupt bedeutet. Denn so viel dürfte bislang schon deutlich geworden sein: Wir sind bereits mittendrin in der Multi-Cloud.

Vielfalt beherrschen

Der Multi-Cloud-Würfel als Modell ist der erste Schritt, die neuen, komplexen Multi-Cloud-Umgebungen überhaupt zu verstehen und zu managen. Allerdings reichen die bewährten Tools aus dem I&O Werkzeugkasten dann meist nicht mehr aus. Vielmehr braucht es dedizierte Cloud-Management-Tools und hier kommt es auf die richtigen Auswahlkriterien an. Denn letztendlich geht es immer auch darum, dass Daten automatisch und möglichst aktuell akquiriert werden können und AI-gestützt funktionieren. Der Markt für Cloud-Management-Plattformen und -Tools ist sehr dynamisch und weist in den letzten Jahren eine sehr schnelle Evolution mit vielen Newcomern und Mergern auf. Dabei haben mittlerweile auch die Hyperscaler in Sachen Cloud-Management-Tooling nachgelegt, welches teilweise schon Multi-Cloud-Management unterstützt.Eine gute Strategie ist deshalb der Einsatz der Cloud-Management-Tools, die der primäre Hyperscaler im Portfolio hat. Diese Tools lassen sich dann anschließend selektiv ergänzen.

Der diesbezügliche Bedarf, den man in Gesprächen mit Cloud-Verantwortlichen immer wieder feststellt, liegt vor allem beim Kosten- und Security-Management. Teams etwa, die in einer DevOps-Kultur mit schnellen Release-Zyklen arbeiten, wollen zudem moderne, elegante Self-Service-Tools, die sich einfach in ihre DevOps-Toolchain integrieren lassen. Und Unternehmen, die sich in der digitalen Modernisierung befinden, haben oft weiterhin umfangreiche Umgebungen in Rechenzentren oder in verteilten Serverumgebungen, die jetzt zusammen mit Cloud-Services verwaltet werden müssen.

Die Würfel sind gefallen

Auch deshalb ist der Multi-Cloud-Würfel ein erster guter und wichtiger Ansatz, wirklich alle Dimensionen einer Multi-Cloud-Landschaft zu verstehen. Auf dieser Basis lassen sich dann einheitliche Parameter schaffen, mit denen die Verantwortlichen überhaupt erst über eine Optimierung nachdenken können. Allerdings müssen selbst die derzeit erhältlichen Tools und Plattformen, die eine zentrale und automatisierte Steuerung ermöglichen und Grundlage für strategische Entscheidungen bilden, noch deutlich weiterentwickelt werden. Klar ist, dass gelungene Multi-Cloud-Architekturen noch lange nicht alltäglich sind, es aber in absehbarer Zukunft werden müssen. Denn es sollte deutlich geworden sein, dass das Szenario Multi-Cloud IT-Verantwortliche längst eingeholt hat.