ArtikelKünstliche Intelligenz

KI in der IT: Ein verantwortungsvoller Umgang ermöglicht die effiziente und sichere Symbiose von Mensch und Maschine

Autor/Redakteur: Jeremy Rafuse, VP of IT and Head of Digital Workplace bei GoTo/gg

Immer mehr Tools und Funktionen auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) finden ihren Weg in die Arbeitswelt. Unternehmen stellt sich dabei nicht nur die Frage nach den Einsatzmöglichkeiten, sondern auch zu den datenschutzbezogenen und ethischen Aspekten des KI-Einsatzes. Vor allem in der Bildung sowie im Grafikdesign und Journalismus nehmen die Bedenken zu und damit die Forderungen nach mehr Regulierung. Gleichzeitig verspricht KI enorme Effizienzsteigerungen. Die innovative Technologie bietet diverse Möglichkeiten, Tätigkeiten sicher zu rationalisieren und den Arbeitsalltag durch Automatisierung zu erleichtern.

Jeremy Rafuse, VP of IT and Head of Digital Workplace bei GoTo. (Copyright: GoTo)

KI und maschinelles Lernen (ML) gelten als Katalysatoren für die nächste große technologische Revolution. Ihr Potenzial überwiegt die negativen Aspekte bei weitem. Allerdings ist Vorsicht geboten. Es kommt darauf an, wie Entscheider und Endnutzer an die Einführung der Technologie im Unternehmen herangehen. Wo und wie potenzielle Anwendungen getestet werden, kann sich sowohl auf reguläre Funktionen, als auch auf kleinste Details auswirken. Dabei hängt es vor allem von der Entwicklungsgeschwindigkeit ab, wie stark KI die Welt und damit die täglichen Arbeitsabläufe der Beschäftigten verändern wird.

Die Rolle von KI im IT-Bereich

In den IT-Abteilungen haben Technologien wie ChatGPT besonders viel Potenzial, Prozesse mithilfe ihrer Rechenleistung zu rationalisieren und so die manuelle Belastung der Mitarbeiter zu reduzieren. Um einen langfristigen Nutzen zu erzielen, empfiehlt es sich jedoch, beim Einsatz immer eine kritische Einstellung an den Tag zu legen.

Die jüngstenVeränderungen für unser tägliches Leben, darunter hybride Arbeitsformen, zunehmende Sicherheitsbedrohungen und der E-Commerce-Boom, erfordern eine hermetisch abgeriegelte digitale Infrastruktur, die Unternehmen resilienter macht. Trotz der drohenden Rezession prognostizierte Gartner einen Anstieg der weltweiten IT-Ausgaben um 6,8 Prozent im Jahr 2024. Das zeigt, dass die IT zwar zu den Faktoren gehört, in die Unternehmen unabhängig von der wirtschaftlichen Lage investieren. Allerdings sind die Ausgaben geringer als erwartet: im vergangenen Quartal waren die Analysten noch von einem Anstieg von acht Prozent ausgegangen.

Wenn die Abteilung einen großen Teil des Unternehmensbudgets in Anspruch nimmt, muss sie die Effizienz der Prozesse und die Kundenzufriedenheit steigern. Genau aus diesem Grund ist KI für IT-Verantwortliche so attraktiv: Ihre Mitarbeiter können bestimmte Aufgaben nie mit der gleichen Geschwindigkeit erledigen wie ein Computer.

Auf der anderen Seite sollte immer klar sein, wie wichtig die Rolle des Menschen bei der KI-Nutzung ist. Mit einem verantwortungsvollen Ansatz kann KI die Entscheidungsfindung in der IT-Abteilung aus verschiedenen Perspektiven verbessern und sie bei der Entwicklung von Strategien unterstützen. Und schließlich kann die Technologie einen großen Teil der Verwaltungsarbeit erledigen, die zweifellos wichtig ist, aber nicht unbedingt zur Förderung der Aufstiegschancen jüngerer Mitarbeiter beiträgt.

Harmonische Symbiose von Mensch und Maschine

Ähnlich wie andere IT-Innovationen wurde KI entwickelt, um menschliche Arbeit zu ergänzen. Im Idealfall entsteht eine Art Symbiose: Beide Seiten zusammen ergeben das große Ganze, indem sie ihren gegenseitigen Pflichten nachkommen. Es gibt Funktionen, die nur Menschen ausgeführen können, auch wenn die Grenzen durch KI fließender werden. IT-Mitarbeiter sind für Aufgaben verantwortlich, die sich nicht automatisieren lassen. Dazu gehören zum Beispiel die Implementierung von Infrastruktur, das Überwinden von Verständnisschwierigkeiten gegenüber Kollegen und Kunden, der Austausch mit Stakeholdern und Mitarbeitern über Probleme und spezielle Anforderungen sowie der Schutz vor neuen Bedrohungen.

KI-Tools übernehmen ihrerseits manuelle Funktionen wie die Wartung der Infrastruktur, die Erkennung von Sicherheitsbedrohungen und die Reaktion darauf sowie das Einrichten von Mitarbeiterkonten. Solche Aufgaben lassen sich gut automatisieren. Dabei bietet KI den großen Vorteil, dass sie Muster und Unregelmäßigkeiten schnell erkennen kann.

Permanente Überprüfung automatisierter Prozesse

Die meisten KI-Tools befinden sich allerdings noch in den Kinderschuhen. Deshalb sollten IT-Verantwortliche bestehende Schwachstellen ernst nehmen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen. Automatisierte Prozesse gilt es permanent zu überprüfen. Dadurch erhalten die Mitarbeiter einen Einblick in die internen Funktionen und erkennen, welche potenziellen Schwachstellen bestehen.

Auf der anderen Seite kann KI auch Schutz vor Fehlern bieten, die immer vorkommen können, wenn Menschen beteiligt sind. Durch die enge Verzahnung von menschlichen und KI-gestützten Funktionen passiert es wesentlich seltener, dass etwas übersehen wird. Unternehmen sollten ihren Kunden gegenüber allerdings immer transparent machen, dass sie mit einer KI interagieren.

Das verantwortungsvolle Kontrollieren und Abwägen kann die ethisch korrekte Einführung von KI in Unternehmen sogar beschleunigen – etwa durch die Verpflichtung der Mitarbeiter, unangemessene Verhaltensweisen von KI-Tools zu melden. Umgekehrt weist die KI auf menschengemachte Fehler hin. Dadurch entsteht eine Art Schutzschicht für die digitale Infrastruktur des Unternehmens.

Regulatorische Maßnahmen anstelle von Verboten

Letztlich beruht eine verantwortungsvolle Nutzung auf der regelmäßigen Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Ein Unternehmen, das Arbeitsplätze durch Automatisierungstools ersetzt oder umgekehrt den Einsatz von KI verbietet, verbaut sich diese Chancen. JPMorgan hat beispielsweise die Nutzung von ChatGPT durch seine Mitarbeiter eingeschränkt, in Italien war sie zwischenzeitlich verboten. Solche Maßnahmen sind auf lange Sicht nicht haltbar. Dadurch, dass immer mehr Unternehmen KI-Engines entwickeln oder sie in ihre Produkte und Dienstleistungen integrieren, wird deutlich: KI wird nicht mehr verschwinden, sondern zunehmend in unserem Arbeitsalltag Einzug halten. Entscheidend ist jedoch ein verantwortungsvoller Umgang mit der Technologie.

Der AI Act der Europäischen Union (EU) ist ein erster Schritt in diese Richtung. Regulierende Maßnahmen sollen den Einsatz von KI innerhalb der EU  beschleunigen. Gleichzeitig soll das Gesetz die digitalen Kompetenzen der Menschen fördern und damit dafür sorgen, dass sie vom KI-Einsatz profitieren können. Um die Einführung von KI anzutreiben, benötigt man Vertrauen und Wissen über die noch neue Technologie. Entscheidend sind dabei vor allem eine am Menschen ausgerichtete Entwicklung und Nutzung, der Schutz der in der EU geltenden Werte und Grundrechte wie Anti-Diskriminierung, Privatsphäre und Datenschutz sowie die nachhaltige und effiziente Nutzung von Ressourcen.

Mitarbeitern und Entscheidern in der Tech-Branche sollte klar sein, dass KI das Business nur zum Besseren verändern kann, wenn sie richtig und ethisch korrekt eingesetzt wird. Early Adopters können eine verantwortungsvolle, schrittweise Einführung vorleben. Und von Menschen getroffene Entscheidungen sollten immer Vorrang vor technologischer Automation haben.