ArtikelDatenverarbeitung/Big Data

Data Sharing im Mittelpunkt der wirtschaftlichen, politischen und humanitären Transformation

Das Ziel der Strategie ist auch, neue Regeln für eine Gesellschaft aufzustellen, in dem Daten ein Leitprinzip und der Schlüssel für die Zukunft sind, damit sie sich reibungslos an Veränderungen anpassen kann. Die EU will jedoch auch, dass die Menschen die Kontrolle über Daten und Algorithmen behalten, und schlägt deshalb vor, eine rechtliche Grundlage für den Einsatz Künstlicher Intelligenz und die Verwendung biometrischer Daten zu schaffen – sensible Themen, die seit ihrer Ankündigung im Februar zu kontroversen Diskussionen geführt haben.

Nach der Implementierung der DSGVO 2018, ebnet die Europäische Union jetzt weiter den Weg für eine datenbewusste Gesellschaft, indem sie jedem ermöglicht, die Probleme, Potenziale und Risiken zu verstehen. Es geht nicht nur darum, eine Wirtschaft, sondern auch eine „Datendemokratie“ aufzubauen, in der die gemeinsamen und gleichen Regeln den Austausch und Initiativen lenken sowie den verschiedenen Bestandteilen der europäischen Gesellschaft neuen Schwung verleihen. Ebenfalls ein wichtiges Ziel ist die Schaffung einer Europäischen Union, die souverän über ihre Daten verfügt. Dabei wird die größte Herausforderung darin bestehen, Innovation, digitale Führungskraft, Gleichheit und Datenschutz miteinander zu verbinden.

Große Herausforderungen

Schon seit dem Aufkommen von Big Data und Technologien, die deren Analyse ermöglichen, wird die Frage der Offenlegung dieser Daten diskutiert – und das aus gutem Grund: Die gemeinsame Nutzung wird von vielen als ein wichtiger Motor für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation gesehen, da viele Unternehmen und Organisationen daraus innovative Dienstleistungen oder Produkte entwickeln können. Ganz zu schweigen von Daten, die von allgemeinem Interesse sind und zur Verbesserung öffentlicher Dienstleistungen beitragen könnten.

Einige Branchen sind schon jetzt weit fortgeschritten in der Auswertung von Daten, wie beispielsweise der Bankensektor. Hier wurde stark in die Datenanalyse investiert und die Freigabe von Daten durch die PSD2-Richtlinie vorangetrieben. Andere Sektoren wie Landwirtschaft, Handel oder Verkehr sollten ebenfalls ihre Daten verstärkt miteinander teilen, um Innovationen und das Entstehen neuer Modelle zu fördern.

Ob im Verkehr, in der Energienutzung oder beim Browsen im Netz, alles erzeugt täglich große Datenmengen, die von privaten Unternehmen, öffentlichen und halbstaatlichen Organisationen gesammelt werden. Diese Erhebung von Daten und insbesondere von persönlichen Daten wird in der Öffentlichkeit allerdings teilweise immer noch negativ wahrgenommen, trotz der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die die Rechte des Einzelnen an der Verwendung seiner Daten wiederhergestellt hat und Organisationen einen Rahmen für deren Nutzung vorgibt.

Leider neigen immer noch viele Unternehmen zu der Haltung, dass die gemeinsame Nutzung ihrer Daten vor allem bedeutet, der Konkurrenz ihren geheimen Tresor zu öffnen. Das Teilen von Daten trägt jedoch dazu bei, Unternehmen als führend in eigenen Sektor zu positionieren. Durch die gemeinsame Nutzung dieses Datenreichtums wird außerdem die Innovationskraft der Branche gefördert und neue Dienstleistungen für die Verbraucher werden geschaffen. Daher scheint Data Sharing ein essenzieller Schritt für die digitale Transformation der gesamten Gesellschaft zu sein.

Deshalb entstehen immer mehr Plattformen für spezifische Branchen. Im Luftfahrtsektor hat zum Beispiel Airbus die Data Sharing-Plattform „Skywise“ ins Leben gerufen, um die Leistungsfähigkeit von Flugzeugen zu verbessern und Zwischenfälle zu vermindern. Mittlerweile beteiligen sich über 100 Fluggesellschaften an der Plattform.

Das Gesundheitswesen in Frankreich verfügt mit dem Health Data Hub ebenfalls über eine eigene Plattform zum Austausch von Daten. Diese öffentliche Struktur fungiert als sichere und zentrale Anlaufstelle für Forschung, Krankenhäuser, Start-ups oder Labore. Hier werden Daten unter anderem aus dem Gesundheitswesen sowie klinische Daten aus verschiedenen Gesundheitseinrichtungen zusammengeführt. Das System wurde Ende 2019 offiziell eingeführt und unterstreicht die Entschlossenheit der französischen Regierung, Daten an die Spitze von Forschung und Innovation in der Medizin zu stellen.