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Wi-Fi auf der Überholspur: Die Evolution vernetzter Fahrzeuge

Autor/Redakteur: Dirk Gates, Executive Chairman und Gründer bei Xirrus/gg

Alljährlich findet in Monterey, im US-Bundesstaat Kalifornien, der Pebble Beach Concours d’Elegance, sicherlich die weltweit prestigeträchtigste Veranstaltung für klassische Automobile, statt. Und während die meisten der Fahrzeuge elegant, begehrenswert und, im richtigen Zustand, wertvoll sind, darf mit Fug und Recht behauptet werden, dass sie aus technischer Sicht eher einfach aufgebaut sind. Konsequenter Weise antwortete der Besitzer des 2015er “Best in Show”-Fahrzeugs auf die Frage, was er an seinem Wagen am meisten schätzen würde, “Die Zigarettenanzünder”.

Im Vergleich dazu sind moderne Fahrzeuge mit einer Fülle an Technologien ausgestattet. Ein Großteil von ihnen dient der Sicherheit und Effizienz, jedoch haben in den letzten Jahrzehnten vermehrt auch Verbindungen zur digitalen Welt Einzug in den Automobilbau gehalten.

General Motors war 1996, mit der Einführung von OnStar, der erste Hersteller, der serienmäßig vernetzte Fahrzeuge anbot. Bei diesem Service wurde die Sprach- und Datenkommunikation über ein analoges, mobiles Netzwerk mit dem Bordcomputer und dem GPS der Fahrzeuge verbunden. BMW ging noch einen Schritt weiter Richtung digitale Kommunikation und brachte 2001 das erste mit dem Internet verbundene Auto auf den Markt. Damit konnte über ein Display im Armaturenbrett auf das Online-Portal von BMW zugegriffen werden. E-Mails ließen sich mit diesem System jedoch noch immer nicht abrufen. 2008 machten die Münchner, mit der überarbeiteten Version seiner iDrive-Technologie, dann auch den uneingeschränkten Zugriff auf das Internet möglich.

Die neuesten Entwicklungen der Automobilhersteller gehen noch einen Schritt weiter und bieten vollständig integrierte Technologielösungen samt Wi-Fi-Hotspot. Diese werden häufig allgemein als “Infotainmentsysteme” bezeichnet. Diese integrierten Systeme ermöglichen den Einsatz leistungsstärkerer, externer Funkantennen, die für einen schnelleren und zuverlässigeren Datendurchsatz in mobilen Netzwerken sorgen. Eine weitere Verbesserung stellt die maximale Anzahl der mobilen Geräte dar, die diese Wi-Fi-Hotspots unterstützen, sowie die Signalreichweite. Heutzutage können bis zu 20 Devices in einem Umkreis von bis zu 45 Metern verbunden werden. Allein 2015 wurden mehr als 90 neue Fahrzeugmodelle mit integriertem Wi-Fi angeboten.

Anfänglich war die Konnektivität dieser Wi-Fi-Hotspots noch stark eingeschränkt. Größere Käufergruppen ließen sich damit folglich schwerlich überzeugen. Doch die jüngsten Entwicklungen im Bereich mobiler Netzwerke beschleunigen die Datenübertragung durch mit 4G- beziehungsweise LTE-ausgestatten Versionen und ermöglichen Downloadgeschwindigkeiten von mehr als zehn MBit pro Sekunde. Und auch wenn diese Verbindungen nicht so schnell wie andere Ethernet- und Wi-Fi-Verbindungen sind, reichen sie aus, um Videos oder Musik zu streamen oder das Auto auf Geschäftsreisen als mobiles Büro zu nutzen.

Aufgrund von Sicherheitsbedenken wegen des offenkundigen Ablenkungsrisikos stoßen die neuesten Entwicklungen bei vernetzten Fahrzeugen nicht nur auf Befürworter. Für andere lohnt sich die Anschaffung dieser Features nicht, da die Mobiltelefone der meisten Kunden bereits ähnliche Funktionen bieten. Zudem gibt es ein großes Angebot an mobilen Hotspot-Geräten, die sich überallhin mitnehmen lassen. Der Funktionsumfang dieser alternativen Lösungen ist jedoch eingeschränkt und sie benötigen, bei längerem Betrieb, eine eigene Stromquelle. Darüber hinaus ist der damit erreichbare Datendurchsatz begrenzt.