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Grips oder Muskeln – Tritt Software endlich aus dem Schatten der Hardware?

Autor/Redakteur: Tarkan Maner, CEO bei Nexenta/gg

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Denken wir an Revolutionen, so fallen uns als erstes jene Ereignisse ein, die fast über Nacht radikale Änderungen initiierten. Nicht selten gibt es aber auch schleichende Revolutionen, die weniger spektakulär passieren, aber umso tiefgreifender sind. Software wird auf allen Ebenen immer wichtiger. Ist der Markt bereit für die Revolution der Software?

Ein Meilenstein in der Informationstechnologie ist die Virtualisierung, die den Servermarkt nachhaltig erneuert hat. Allerdings auch nicht über Nacht. Revolutionsstifter VMware hatte anfangs zahlreiche Vorbehalte des Marktes aus dem Weg zu räumen. Die größten Hindernisse waren nicht etwa eine begrenzte Performance und Skalierung der damaligen Systeme. Die Industrie glaubte anfänglich grundsätzlich nicht, dass Virtualisierung jemals eine Rolle spielen könnte. Und natürlich hatten einige Größen des Servermarktes kein Interesse, den Status Quo zu ändern – hätte eine Revolution doch eine massive Auswirkung auf ihr gutes Geschäft mit Servern gehabt. Heute ist Virtualisierung ein fundamentaler Baustein für sämtliche Infrastrukturen und als selbstverständlicher Bestandteil des Servermarktes unverzichtbar.

Ähnlich weitreichende Veränderungen sind auf allen Ebenen des Rechenzentrums sichtbar. Storage als teuerster Teil erlangte dabei eine besondere Aufmerksamkeit. Wenn es um Speicher ging, ging es bisher allerdings meist um Hardware – mehr Spindeln, mehr IOPS, mehr GBit pro Sekunde. Nach Jahren der Hardware-Dominanz sieht es jetzt so aus, als würde die Software endlich den Stellenwert erlangen, der ihr zukommt.

Kampf um die Vorreiterrolle: Hat Software die Führung übernommen?

Wenn man von einem Kampf Hardware gegen Software spricht, hinkt dieser Vergleich natürlich. Einige der größten IT-Unternehmen weltweit sind sowohl Hardware als auch Softwareanbieter. Innovationen tendieren jedoch dazu, periodisch aufzutreten. Ermöglicht doch eine neue Entwicklung auf der einen Seite erst die Innovation auf der anderen. Das iPhone zum Beispiel war weder das erste Smartphone mit einem Touchscreen, noch war es in der ersten Version tatsächlich wirklich ausgereift. Die Kalifornier hatten aber etwas geschafft, was andere Hersteller vermissen ließen: Sie fügten dem Touchscreen Software in Form eines nutzerfreundlichen Interface hinzu. Apple übernahm den Smartphonemarkt und stellte damals namhafte Technologieführer wie Nokia und Blackberry ins Abseits. Man kann durchaus behaupten, Apple konnte die Balance zwischen Innovationen auf der Hardware- und der Softwareseite herstellen.

Im Speichermarkt ist diese Balance schon lange verloren gegangen. Jahrelang bestanden die einzigen Innovationen der großen Hersteller darin, kreativere Wege zu finden, ihren Kunden Rechnungen zu stellen. Als Kunde konnte man eigentlich nur falsch liegen, gab es doch nur die Wahl zwischen einigen wenigen Herstellern, die alle das gleiche Geschäftsmodell hatten: Proprietäre Hardware und Software im Paket anbieten, damit die Kunden an sich binden, um für Service und Upgrade zu kassieren. Neuerungen in Form von schnelleren, größeren und damit immer auch teureren Kisten waren jahrelang fast nur hardwareseitig zu verzeichnen.