Interview mit Petra Waldmüller-Schantz von Governikus zum Thema „Schutz vor Wirtschaftsspionage“
Wir haben ein Interview mit Petra Waldmüller-Schantz von Governikus zum Thema „Schutz vor Wirtschaftsspionage“ geführt.
Sysbus: „Edward Snowdens Enthüllungen der letzten Monate in Bezug auf die Aktivitäten diverser Geheimdienste lassen darauf schließen, dass mehr Länder in einem viel größerem Umfang Wirtschaftsspionage betreiben als zuvor angenommen. Es gibt zwar viele Dementis, diese sind aber – bei objektiver Betrachtung der Sachlage und der überwachten Ziele – wenig glaubwürdig. Unternehmen müssen also dem Schutz vor Wirtschaftsspionage einen hohen Stellenwert einräumen. Welche Methoden sind hier besonders vielversprechend?“
Waldmüller-Schantz: „Snowden hat ja letztlich nur für mehr Gewissheit gesorgt. Tatsächlich erfolgen die meisten Angriffe aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und Asien, nicht durch die USA. Wirtschaftsspionage ist ein großes Thema und Unternehmen sind für die Vertraulichkeit von Kunden-, Lieferanten- und Mitarbeiterdaten verantwortlich – ebenso ist natürlich wichtig, die unternehmenseigenen Daten zu schützen. Die Methoden: verschlüsseln, signieren, authentisieren. Nur so lässt sich Vertraulichkeit herstellen.“
Sysbus: „Neben technischen Maßnahmen wie Verschlüsselung der Kommunikation und bestmöglicher Absicherung der Unternehmensdaten müssen sich auch die Mitarbeiter über die Gefahr der Wirtschaftsspionage im Klaren sein und das Unternehmen bei der Abwehr von Spionageangriffen schützen. Welche Schulungsmethoden führen in diesem Zusammenhang zum Erfolg?“
Waldmüller-Schantz: „Wichtig ist zu verdeutlichen, dass grundsätzlich zwischen privater und beruflicher Kommunikation zu unterscheiden ist. Privat ist es bequem, über Facebook oder Whatsapp zu kommunizieren. Wer aber Verantwortung für Daten anderer trägt, zumal personenbezogene Daten oder Daten, von denen Wertschöpfungsketten abhängen, tut gut daran, sich ganz anders zu verhalten als in seinem privaten Umfeld. Da hilft nur Aufklärung, Aufklärung und nochmals Aufklärung.“
Sysbus: „Es gibt nicht nur Wirtschaftsspionage von staatlicher Seite, sondern auch aus der Wirtschaft selbst. Unterscheiden sich die Bedrohungen hier von denen, die bei Spionageaktionen durch Geheimdienste entstehen und sind andere Abwehrmaßnahmen erforderlich?“
Waldmüller-Schantz: „Zu welchem Zweck Spionage betrieben wird, sollte keinen Unterschied auf die Sicherungsmechanismen haben. Der Schutz von Daten ist wichtig.“
Sysbus: „Welche weiteren Konsequenzen werden sich Ihrer Meinung nach aus der Bedrohung der Wirtschaftsspionage für Unternehmensnetze ergeben?“
Waldmüller-Schantz: „Es wird ein Umdenken stattfinden müssen. Die technischen Voraussetzungen für sichere und vertrauliche Kommunikation sind längst vorhanden – sie müssen nur eingesetzt werden.“
[subscribe2]