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Mobility-Trends: Über die Schwelle zum App-Entwicklungsland

Geringe Bandbreite hemmt Mobilservices

Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass in einigen Regionen nur Verbindungen mit geringer Bandbreite zur Verfügung stehen. Ein High-End-Smartphone, das Datenraten im zweistelligen MBit pro Sekunde-Bereich unterstützt, wäre dort fehl am Platz, nicht nur wegen des hohen Preises. So betrug laut dem Cisco Visual Networking Index von 2016 die durchschnittliche Bandbreite von Mobilfunkverbindungen in Afrika und dem Nahen Osten im Jahr 2015 nur 0,8 MBit pro Sekunde. In Asien waren es 2,4 MBit pro Sekunde, in Europa 4,1 MBit pro Sekunde. Allerdings sollen 2020 im Nahen Osten und Afrika im Schnitt 4,8 MBit pro Sekunde zur Verfügung stehen, rund 45 Prozent mehr als 2015.

Um speziell in ländlichen Regionen Mobilservices mit erhöhtem Bandbreitenbedarf anbieten zu können, gibt es vielversprechende Ansätze: So gehen Service Provider dazu über, gemeinsam die notwendige Infrastruktur aufzubauen und zu betreiben. Solche “Infrastruktur-Sharing”-Modelle könnten den Aufbau leistungsstarker Netze forcieren, vorausgesetzt, die Regierungen in den jeweiligen Ländern fördern solche Pläne.

Online-Geschäfte und Geldtransfers über mobile Endgeräte sollten idealerweise in Echtzeit auf Betrugsversuche hin analysiert werden. Das lässt sich mit Streaming-Plattformen wie Apama der Software AG realisieren. (Quelle: Software AG)

Einfache und länderübergreifende Nutzung

Über den Erfolg einer mobilen App entscheidet in den Schwellenländern außerdem, wie einfach der Zugang gestaltet ist. Dazu trägt die Southern African Development Community (SADC) bei. Deren Mitgliedsstaaten Angola, Botswana, Mosambik, Sambia, Südafrika, Tansania und Zimbabwe haben eine Art Roaming-Union geschaffen. Mobilfunknutzer benötigen so kein zusätzliches regionales Prepaid-Angebot, um in anderen Ländern zu telefonieren oder auf Internet-Dienste, beispielsweise von Banken, zuzugreifen.

Backend an Mobilgerätevielfalt anpassen

Eine der größten Herausforderungen beim mobilen Zahlungsverkehr und Online-Banking besteht darin, mobile Endgeräte und die dazugehörigen Netzwerktechnologien mit den entsprechenden Geschäftsprozessen (Backend-Prozessen) zu kombinieren. Speziell in aufstrebenden Wirtschaftsräumen wie Afrika südlich der Sahara, Lateinamerika und Asien wird diese wirtschaftliche Notwendigkeit durch einen weiteren Faktor erschwert: die große Vielfalt unterschiedlicher Endgeräte. Neben aktuellen Smartphones, die 3G- oder 4G-Mobilfunknetze unterstützen und über Touchscreens und leistungsstarke Prozessoren verfügen, sind noch viele ältere Endgeräte mit eingeschränkter Funktionalität im Einsatz.

Damit die Nutzer auch von solchen Endgeräten aus Geldgeschäfte tätigen und etwa bargeldlos bezahlen können, müssen die Hintergrundprozesse von Banken und Kreditkartenunternehmen technologisch angepasst werden. Das heißt beispielsweise, dass die IT-Umgebung eines Finanzunternehmens eine Mehrfaktor-Authentifizierung von Nutzern mittels SMS ermöglichen sollte. Außerdem ist es notwendig, für unterschiedliche Plattformen und Endgeräte mobile Apps bereitzustellen und Geschäftsprozesse darauf abzustimmen.

Für Finanzdienstleister und Unternehmen, die Services via Smartphone und Handy anbieten, hat der Mobility-Trend mehrere Facetten. Zum einen eröffnen sich dadurch sowohl für etablierte Unternehmen als auch für Start-ups neue Geschäftsmöglichkeiten. Diese Einschätzung stützt sich auf Angaben der GSM Association (GSMA), wonach in Afrika südlich der Sahara im Jahr 2015 pro Monat rund elf Milliarden US-Dollar mittels mobiler Endgeräte transferiert wurden. Andererseits werden die Datenmengen geradezu explodieren, die über die Mobilfunknetze laufen sollen. Transaktionen abzusichern, fällt so noch schwerer.