Künstliche Intelligenz nutzbringend in IT-Projekten einsetzen
Autor/Redakteur: Hendrik Siegeln, Geschäftsführer der Integration Matters GmbH/gg
Spätestens seit der Einführung von ChatGPT erfährt das Thema Künstliche Intelligenz (KI) einen wahren Hype. Die Erwartung ist auf vielen Seiten groß, dass Unternehmen vom Einsatz von KI in hohem Maße profitieren werden. Zweifelsohne ist die Technologie revolutionär, wird aber IT-Projekte nur evolutionär verändern.
Welchen Nutzen der Einsatz von KI künftig konkret bringen wird, ist vielen Unternehmen heute noch gar nicht bewusst. Vielmehr durchlaufen wir eine Art Findungsphase. John-David Lovelock, VP-Analyst bei Gartner, bringt dies auf den Punkt: Nach seinen Worten haben Unternehmen im vergangenen Jahr die Relevanz von KI verstanden und nutzen dieses Jahr für die Planung von Einsatzmöglichkeiten, während es dann 2025 schließlich um die Umsetzung geht.
In unserem Alltag hat die KI längst Einzug gehalten, und zwar wenn Menschen mit Maschinen kommunizieren. Typische Beispiele sind die Bestellung in einem Online-Shop, wobei Interessenten proaktiv passende Vorschläge erhalten, oder der Kontakt mit dem eigenen Energieversorger, bei dem die KI ein günstigeres Angebot unterbreitet. In diesen Bereichen ist die KI dem Menschen klar überlegen.
Bei B2B-Unternehmen wird KI hingegen nicht zum Gamechanger, indem sie beispielsweise die Time-to-Market um die Hälfte reduzieren oder aber den Umsatz verdoppeln könnte. Das wird aufgrund der hohen Prozessautomatisierung nicht passieren. Vielmehr kann die KI dazu beitragen, dass Anbieter sich ein wenig gegenüber der Konkurrenz abheben, was in einem harten Wettbewerbsumfeld durchaus entscheidend sein kann. Diese Situation lässt sich etwa mit dem Spitzensport vergleichen, in dem ausgefeilte Technologien dafür sorgen, dass eine Mannschaft um hundertstel Sekunden schneller im Ziel ist.
Bezogen auf IT-Abteilungen bedeutet dies, dass sie ihre Projekte mithilfe von KI um ein paar Tage oder gar Wochen beschleunigen können. Ein wichtiger Use Case ist beispielsweise die Integration von Unternehmensanwendungen. Denn laut einer aktuellen Studie von MuleSoft, einem Salesforce-Unternehmen, verlangsamen fehlende Integrationen bei 80 Prozent der befragten Unternehmen die digitale Transformation, was zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil führt. Daher sind IT-Abteilungen gefordert, ihre Integrationsvorhaben voranzutreiben, was mit dem Einsatz von KI-Technologien möglich ist. Wenn es ihnen gelingt, den dafür erforderlichen Zeitaufwand auch nur um wenige Tage oder Wochen zu reduzieren, dann können sie der Konkurrenz davonziehen.
Dabei wird die KI keinen Programmierer ersetzen, sondern kann höchstens ein generisches Grundgerüst erstellen, das an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen ist. Weitaus größeres Potenzial entfaltet sie bei den anschließenden, häufig als lästig empfundenen Tätigkeiten. Denkbar ist beispielsweise, die Erstellung der technischen Dokumentation zu beschleunigen oder den entwickelten Code auf Herz und Nieren zu testen. In der Praxis gibt es hierfür bereits praktikable Ansätze, die weiterverfolgt werden sollten.
KI versetzt also IT-Abteilungen vor allem in die Lage, eine höhere Qualität bei Integrationsprojekten sicherzustellen. Zugleich werden Menschen von „Nebentätigkeiten“ entlastet, was aufgrund der häufig dünnen Personaldecke ein nicht zu unterschätzender Faktor ist. Vor allem aber erfolgen die Integrationen von Business-Anwendungen schneller, sodass Unternehmen ihre digitale Transformation beschleunigen können – der beste Weg hin zur Poleposition.