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Diese drei Punkte muss die Regierung bei der Digitalen Agenda unbedingt beachten

Autor/Redakteur: Christof Sommerberg, Leiter Regulierung und Public Affairs beim Kölner Systemhaus QSC AG/gg

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Mit der Digitalen Agenda hat die Bundesregierung dargelegt, in welchen Bereichen sie die ITK-Entwicklung unseres Landes vorantreiben will. Das ist lobenswert, aber die Gefahr des Verzettelns ist groß. Bei der “Digitalen Agenda 2014 bis 2017” der Bundesregierung handelt es sich zunächst um ein 36-seitiges Papier, das unter Federführung des Verkehrsministeriums – unter Mitwirkung von Wirtschafts- und Innenministerium – entstanden ist und auch vom Kabinett verabschiedet wurde. Es beschreibt in sieben Kapiteln vor allem die Probleme und Ziele des digitalen Ausbaus. Zu den Kernthemen zählen die Leistungsfähigkeit der Netze, höhere Datensicherheit und umfassende Teilhabe der Bevölkerung am digitalen Wandel.

Das ist lobenswert, und der versuchte Ansatz, mehr Schwung in die technologische Entwicklung unseres Landes zu bringen, kann nur unterstützt werden: vor allem in den Bereichen “Innovativer Staat”, “Bildung und Wissenschaft” und “Digitale Teilhabe” muss unsere Gesellschaft dringend investieren. Gut, wenn die Politik diese Themen jetzt gebündelt angeht und mit großer Energie vorantreibt.

Allerdings ist noch nicht klar, auf welchen Wegen die Ziele erreicht werden sollen, und die Gefahr des Verzettelns ist, wie so oft in der Politik, groß. An dieser Stelle also drei Empfehlungen, welche Aspekte die Regierung bei der Umsetzung ihrer Pläne unbedingt beachten sollte.

Erstens: den vitalen Mittelstand nutzen. Vielerorts investieren seit vielen Jahren bodenständige Unternehmen – allen voran City- oder Regionalcarrier – in den Ausbau von Glasfasernetzen. Sie tun das auf höchstem Niveau. Aufgrund ihrer genauen Kenntnis der vor Ort vorhandenen ITK-Infrastruktur, der politischen Gegebenheiten und ihres Wissens um kommunale Vorhaben zum Ausbau von Wasserrohren, Gas- oder Stromleitungen können sie den erforderlichen Internetaccess passgenau planen und kostengünstig bereitstellen. Da viele regionale Anbieter Tochtergesellschaften von Stadtwerken sind, bietet ihre Beteiligung oft die Möglichkeit, Synergien zu nutzen – etwa, wenn der Ausbau von TK-Netzen einfacher mit ohnehin geplanten kommunalen Tiefbauarbeiten verbunden werden kann. Auch lassen sich weitere Finanzierungsressourcen einsetzen, die nur lokal zur Verfügung stehen. So kommt es, dass mehr als 50 Prozent des Ausbaus von Next Generation Access im ländlichen Raum bereits von regionalen und lokalen Betreibern finanziert wurde. Auch für den Bereich der derzeit aktuellen Sicherheitsdebatte ergeben sich aus einer dezentralen, vielfältigen Struktur signifikante Vorteile. So sind viele kleine Organisationen in ihrer Gesamtheit weniger anfällig gegen Angriffe von Hackern, Datendieben und digitalen Saboteuren als wenige große. Vielfalt statt Einfalt bietet den besten Schutz. Für Angreifer ist es deutlich schwieriger, zahlreiche unterschiedliche Unternehmen und Organisationen lahmzulegen als ein oder zwei zentrale Unternehmen.