Das WAN weicht in die Wolke: Wie Software und die Cloud das Netzwerkmanagement verändern
Autor/Redakteur: Sascha Kremer, Director Carrier Development bei Cradlepoint/gg
Unternehmen als abgeschlossene Einheiten sind passé. Neue Arbeitskonzepte wie mobiles Arbeiten oder BYOD lassen Mauern bröckeln – gerade auch im Hinblick auf Unternehmensnetzwerke. Unternehmen mit Niederlassungen oder Filialen im Handel müssen neben stationärer IT wie Kassensystemen auch mobile oder temporäre Geräte ins Netzwerk einbinden, zum Beispiel Digital-Signage-Terminals. Und Kunden setzen meist ein offenes WLAN voraus. Die digitale Transformation stellt neue Herausforderungen an das vormals Hardware-orientierte Wide-Area-Network (WAN)-Management. Software- und Cloud-definierte Ansätze erleichtern die Administration bei gleichzeitig hohen Sicherheitsstandards.
Herkömmliche Netzwerke wurden für die Anforderungen fester Niederlassungen konzipiert, die innerhalb privater Rechenzentren auf Anwendungen zugreifen. Damit eng verbunden ist, dass das Netzwerkmanagement vielerorts immer noch Hardware-orientiert funktioniert. Geräte wie ein Switch oder Router werden ins Netzwerk eingebunden. Physisch. Jede Vorrichtung wird einzeln konfiguriert. Dies ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch fehleranfällig.
Digitale Transformation stellt Hardware-orientiertes Networking in Frage
Dieser lokale, Hardware-orientierte Ansatz wird durch die digitale Transformation in seinen Grundfesten erschüttert. Die digitale Transformation bedeutet für Unternehmen, dass sie Dienste für Mitarbeiter, unterschiedliche Lokalitäten und Dinge bereitstellen müssen – einfach überall. Mitarbeiter wollen von egal wo arbeiten können. Sie bringen eigene Geräte mit zur Arbeit. Private und berufliche Nutzung verschwimmen. Ein offenes WLAN gehört für Kunden zu den essenziellen Bausteinen ihrer Nutzererfahrung. In Filialen müssen Digital-Signage-Terminals temporär eingebunden werden. Es braucht eine Internetanbindung für Verkaufsflächen von Drittanbietern, so genannte Shop-in-Shops. Oder zeitlich begrenzte Pop-up-Verkaufsflächen müssen ins Netzwerk eingebunden werden. Unternehmen aus der Baubranche müssen ihren Mitarbeitern auf den Baustellen eine schnelle Internetanbindung bereitstellen, häufig fernab jeder Glasfaserverbindung. Und auch Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge sind via LTE mit der Einsatzzentrale verbunden.
Digitale Transformation findet an allen Ecken und Enden statt. Die Anzahl entfernter Netzwerk-Endpunkte, die zu verwalten sind, nimmt zu. Der neue so genannte „Elastic Edge“ bewegt und verändert sich entsprechend den Anforderungen des vernetzten Unternehmens. Die Netzwerkplanung muss agiler, stärker skalierbar und besser steuerbar sein denn je, damit Organisationen Netzwerke zur Verfügung stellen können, die spezifischen Bedürfnissen gerecht werden. Mit einer Hardware-orientierten Herangehensweise können die neuen Herausforderungen der digitalen Transformation auf Dauer nicht gestemmt werden.
Die Software-definierte Zukunft
In diese Kerbe schlägt das Software-definierte Netzwerkmanagement. Die Open Networking Foundation (ONF) beschreibt Software-definiertes Networking (SDN) als die Fähigkeit zur „Entkopplung der Funktionen zur Netzwerksteuerung und -weiterleitung. Erstere kann so direkt programmiert und die zugrundeliegende Infrastruktur für Anwendungen und Netzwerkdienste kann abstrahiert werden.“
SDN verändert nicht nur grundlegend, wie Netzwerke aufgebaut sind und verwaltet werden, sondern auch, wie diese sich weiterentwickeln. Sie werden agiler und effizienter, weil neue Funktionen innerhalb eines Software-getriebenen statt eines Hardware-getriebenen Zeitrahmens bereitgestellt werden können.