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Hyperscaler im Check – wer kann was und wer braucht was?

Am Beispiel Identity Management wird das etwas klarer: Neue Mitarbeiter:innen und jene, die das Unternehmen verlassen, stoßen oft einen aufwendigen Prozess an, bei dem kontrolliert werden muss, ob alle Benutzerkonten aktiviert beziehungsweise deaktiviert wurden. Bei AWS und GCP kommen dafür eine Reihe von einzelnen Services zum Einsatz, von IAM-Lösungen über SSOs und Directories bis hin zu Security Keys. Amazon zählt alleine fünf Einzelservices, bei GCP sind es vier. Microsoft dagegen hat all diese Services in einer Lösung gebündelt – dem Azure Active Directory. Ähnlich verhält es sich im Bereich Cost Management: AWS bietet hier fünf einzelne Services an, Microsoft begnügt sich mit zwei Services und GCP fasst alle seine Dienste im “Cost Management” als einzelnes Produkt zusammen.

Weder der eine noch der andere Weg ist per se besser oder schlechter. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, worauf man als Unternehmen im Zweifelsfall mehr Wert legt – etwa Flexibilität oder Einfachheit der Bedienung – und inwiefern man intern über die entsprechenden Ressourcen verfügt, um die Hyperscaler-Dienste effizient zu nutzen. Denn je mehr Einzelservices angeboten werden, desto eher sollte man genauer hinsehen, was nötig ist und was nicht. Dies kann Kosten für die einzelnen Dienste einsparen, bedingt jedoch auch eine höhere Komplexität bei der Bedienung und Verwaltung.

Bild: Cloudflight

Ist der Single-Cloud-Ansatz für mein Unternehmen geeignet?

Gerade die Komplexität wird für Unternehmen zunehmend zum Problem. In der Vergangenheit war man in der Regel mit einer statischen IT-Infrastruktur konfrontiert, die über fünf und mehr Jahre im eigenen Rechenzentrum verortet war und den Takt für die Entwicklung der Geschäftsanwendungen vorgab. Heute ermöglichen die Cloud-Angebote der Hyperscaler es den Unternehmen, sich bei der IT und den Geschäftsprozessen ständig weiterzuentwickeln und auf Veränderungen im Geschäftsumfeld zu reagieren. Was zunächst einmal positiv klingt, wirft jedoch neue Probleme auf. In der aktuellen Erhebung der IDC zum Thema “Cloud in Deutschland” wird das deutlich: Hier gaben knapp ein Drittel der befragten Unternehmen (27 Prozent) an, dass der Fachkräftemangel und die fehlenden Weiterbildungen eine verstärkte Nutzung der Cloud-Technologie ausbremsen. Daher kann der Single-Cloud-Ansatz durchaus Sinn ergeben, gerade wenn interne Expertise fehlt und sich die Cloud-Transformation des Unternehmens noch im Anfangsstadium befindet, beziehungsweise der Großteil der genutzten Services noch On-Premises läuft. Für solche Unternehmen ergeben sich zunächst kaum Kosten- oder Performance-Vorteile durch die Nutzung von multiple Clouds. Gleiches gilt für diejenigen Unternehmen, die mit hohen Compliance-Anforderungen konfrontiert sind und denen daher die einfache Handhabung wichtiger ist. Und nicht zuletzt bietet sich der Ansatz für Heavy-User von proprietären Lösungen an: Wer ohnehin (noch) nicht auf Open Source Services setzt und den nativen Service seines Hyperscalers schätzt, muss sich nicht mit Anpassungen beschäftigen, nur damit der Dienst auch in einem anderen Cloud-Umfeld funktioniert.

Für alle anderen Unternehmen lohnt sich der Blick im Detail, denn wer Services der verschiedenen Provider kombinieren kann, ist in der Lage, seine IT-Landschaft speziell auf die Bedürfnisse des Geschäfts zuzuschneiden. IT-Dienstleister können dann hinzugezogen werden, wenn es Wissenslücken zu schließen gilt oder darum, entsprechende Fortbildungen zu geben. Aber auch die Infrastrukturverwaltung beziehungsweise -orchestrierung ist eine Aufgabe, die outgesourct werden kann, um interne Ressourcen zu schonen. Mit den sich rapide entwickelnden Fortschritten im Angebotsportfolio der Hyperscaler kann der Blick von außen zudem dabei helfen, Use Cases mit neuen Lösungen zu mappen und den Mehrwert neuer Services zu evaluieren. Außerdem stehen die Dienstleister als Sparringspartner bereit, um Vertrags- und Abrechnungsmodelle der Hyperscaler aufzuschlüsseln und Kostenoptimierungen zu unterbreiten.

Ausblick

Die Nutzung der Cloud und speziell der Public Cloud wird unweigerlich zunehmen. Wer mit seinem Unternehmen in eine Hyperscaler Cloud will, sollte zunächst einmal ehrlich zu sich selbst sein. Was brauche ich aus der Cloud und in welcher Form? Und bis zu welchem Grad kann ich sie für mein Geschäftsmodell nutzbar machen? Gleichzeitig sind Unternehmen gut darin beraten, die aktuellen Entwicklungen im Hyperscaler-Markt nicht aus den Augen zu verlieren. Denn die bisherige Dominanz ist nicht in Stein gemeißelt und wer sich zu sehr an einen Anbieter fesselt, setzt möglicherweise auf das falsche Pferd. Das frühzeitige Einbeziehen externer Expert:innen kann hier hilfreich sein, um Potenziale zu erkennen, Risiken frühzeitig zu minimieren, Cloud sinnvoll in das eigene Geschäftsmodell einfließen zu lassen und letztlich für eine schnelle Umsetzung zu sorgen.