Digitalisierungsvorhaben von Grund auf anpacken
Autor/Redakteur: Stephan Wanke, Regional Sales Director Enterprise Central & Eastern Europe bei Colt Technology Services/gg
Unvorhergesehene Situationen, geprägt von starken und komplexen Veränderungen, gehören in unserer sogenannten VUCA-Welt (VUCA = volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) zur Tagesordnung. Auch Unternehmen muss bewusst sein, dass eine hohe Flexibilität und schnelle Reaktion in bestimmten Momenten unerlässlich sind. Wenn es dann an der Technik wie etwa an zu geringer Bandbreite scheitert, ist Ärger vorprogrammiert. Gelassener können Unternehmen ihre Herausforderungen und Digitalisierungsprojekte dagegen meistern, wenn sie auf flexible On-Demand-Netzwerkstrukturen setzen, die eine Anpassung der Bandbreite in Echtzeit ermöglichen.
Werden Verantwortliche der unternehmensinternen IT-Abteilung bei Digitalisierungsvorhaben oder unvorhergesehenen Herausforderungen zu Rate gezogen, ist die Antwort womöglich klar: Wir brauchen ein flexibles Netzwerk. Das bestätigt auch der CIO-Report von Colt, bei dem IT-Entscheider die Flexibilität unter ihre TOP-3-Prioritäten wählen. Vor allem mit der Anbindung an die Cloud schaffen IT-Abteilungen die Voraussetzung für digitale, flexible und effiziente Geschäftsprozesse und Arbeitsmodelle.
Mit mehr Flexibilität zu höherer Effizienz
Nicht nur bei plötzlich auftretenden Markt- oder Organisationsveränderungen kommt es in Unternehmen zu einem steigenden Bedarf an Bandbreite. Typischerweise treten in beinahe allen Branchen Schwankungen immer wieder auf – Veranstaltungen oder ein Produkt-Launch als Lastspitzen wechseln sich zum Beispiel mit dem allseits bekannten „Sommerloch“ ab. Dabei kann es auch zu sprunghaft steigendem Bedarf innerhalb weniger Stunden kommen. Bei Anbietern von Konzertkarten könnte man meinen, die Infrastruktur sei auf Extremsituationen wie steil ansteigende Webseiten-Besuche und Ticketkäufe ausgelegt. Aber auch hier treten immer wieder lange Wartezeiten oder gar Webseiten-Abstürze auf. Szenarien wie diese lassen sich durch On-Demand Services vermeiden, da sie strukturelle Nachteile durch ein Pay-as-you-Go-Zahlungsmodell ausgleichen. Sie bieten eine auf Lastspitzen flexibel abgestimmte Bedarfsplanung. Mit diesem Modell tragen Unternehmen nur die Kosten für die Leistung, die sie benötigen und tatsächlich nutzen. So steuern sie ihre IT-Ausgaben effizienter und senken ihre Gesamtkosten, was wiederum der Wettbewerbsfähigkeit zugutekommt. Außerdem ermöglicht die flexible Steuerung den Unternehmen, die überproportionalen Kosten in kurzzeitigen Phasen zu einem anderen Zeitpunkt wieder auszugleichen.
On-Demand für Strukturveränderungen
Bandbreite je nach Bedarf kann auch für größere Umstrukturierungen hilfreich sein und in der Folge zur Erreichung von Organisationszielen beitragen. Vor allem bei der Erschließung neuer Märkte können beispielsweise zusätzliche Standorte oder Produktionsstätten mithilfe von SD-WAN temporär und mit geringem Kostenrisiko angebunden werden. On-Demand Services haben hier den entscheidenden Vorteil, dass Unternehmen nicht an langfristige Vertragszeiten gebunden sind. Für international tätige Unternehmen lohnt es sich besonders, einen Netzwerkanbieter mit länderübergreifender Präsenz zu wählen. Dieser ist mit den lokalen Anforderungen vertraut, aber auch in der Lage, Prozesse über mehrere Länder hinweg zu steuern.
SD-WAN als technische Grundlage
Die Basis für On-Demand Services ist die entsprechende Technik. Die Anbindung an verschiedene Cloud-Anbieter wird durch eine Software-definierte Steuerung sehr vereinfacht. SD-WAN basiert mit Software-Defined Networking (SDN) genau auf diesem System und ermöglicht, dass Daten unabhängig vom Internet auf direktem Weg in die Cloud geleitet werden. Damit verbunden ist auch eine flexible Skalierbarkeit der Bandbreitenkapazität. Grund hierfür ist, dass für die Leistungsfähigkeit von SD-WAN nicht nur die physikalischen Eigenschaften der Übertragungswege wie etwa Glasfaser entscheidend sind. Die Leistung ist vor allem auf das Software-Defined Networking zurückzuführen, mit dem Anbieter die physische Infrastruktur besser steuern können. Zum Verständnis hilft der Vergleich mit einem Wasserleitungssystem: Um die Leistungsfähigkeit des Netzes zu optimieren, werden keine weiteren Leitungen beziehungsweise Verbindungen installiert. Es geht vielmehr darum, die Leistungsfähigkeit der einzelnen Leitungen zu optimieren. Das ermöglicht in der Folge die flexible Bereitstellung von Bandbreite nach Bedarf und in Echtzeit. Konkret bedeutet dies, dass On-Demand Services eine Regulierung des „Bandbreitenflusses“ auf Knopfdruck zulassen – genau wie das Prinzip, einen Wasserhahn stark oder wenig aufzudrehen.
Bandbreite an – Bandbreite aus
Glücklicherweise ist für die flexible Bandbreitenregulierung keine Mechanik mehr nötig. Stattdessen kann die unternehmenseigene IT über ein Online-Portal den Bandbreitenbedarf situativ innerhalb kürzester Zeit anpassen. Voraussetzung dafür ist die entsprechende Infrastruktur und Hardware in der Organisation. Auch hier bildet wieder Software-Defined Networking (SDN) das technische Grundgerüst. Dabei trennt SDN die Steuerungsebene des Datenverkehrs von der Weiterleitungsebene, wodurch Netzwerke zentral steuerbar sind. Hinzu kommen Orchestrierungssysteme, die die automatische Bereitstellung, Konfiguration und Verwaltung von Netzwerkressourcen übernehmen. Diese Systeme können in Echtzeit auf veränderte Netzwerklasten oder auf neue Geschäftsanforderungen reagieren. Konkret bedeutet On-Demand, dass das Orchestrierungssystem bei plötzlich steigendem Bedarf über eine Schnittstelle einen Befehl an das SDN-System sendet, um die Bandbreite einer bestehenden Verbindung zu erhöhen oder eine zusätzliche Netzwerkverbindung bereitzustellen. Das intelligente System erkennt, wie hoch die nötigen Ressourcen sind und stellt sie automatisiert bereit – im On-Demand-Portal ist dies für den Anwender direkt sichtbar. Damit dieser Prozess in wenigen Minuten oder Sekunden funktioniert, müssen die besagte Schnittstelle und die Hardware der Unternehmens-IT den entsprechenden Bandbreitenbedarf unterstützen. Die monetäre Abrechnung der genutzten Ressourcen läuft ebenso über eine automatische Ermittlung ab.
Kapazität als A und O
Den für Bandbreite entstehenden Aufwand sollten Unternehmen für ihre Budgetplanung unbedingt berücksichtigen, um unnötige Kosten zu vermeiden. Eine bedarfsorientierte Anpassung für das jeweilige Unternehmen erweitert nämlich die Spielräume für Prozessoptimierungen und anderweitige Investitionen. Auch Innovationsfähigkeit wird künftig mehr und mehr von der zur Verfügung stehenden Bandbreite abhängig. Der Erfolg von produzierenden Unternehmen hängt maßgeblich von der Innovationskraft der Produkte sowie von reibungslosen Abläufen im Betrieb ab. Zugleich sind die Voraussetzungen bezüglich der Unternehmensstruktur andere als in reinen Dienstleistungsunternehmen.
Komplexe und heterogene Strukturen bestehend aus Bürostandorten, Produktionshallen, Forschungsabteilungen und gegebenenfalls Verkaufsflächen zeichnen sich durch einen individuellen Kapazitätsbedarf aus. Hierfür eine passende Lösung zu finden, bedeutete in der Vergangenheit häufig einen hohen Zeit- und Kostenaufwand. Und dennoch blieb die Optimallösung meist aus, da im Zweifel mehrere Verträge zu unterschiedlichen Tarifen und zum Teil mit mehreren Anbietern abzuschließen waren, weil der gesamte Bedarf nicht von einem Provider abgedeckt werden konnte.
Durch einen Anbieter, der SD-WAN- und On-Demand-Dienste bereitstellen kann, gehören diese Probleme der Vergangenheit an. Ein zentraler Kundenansprechpartner, ein Vertrag und die Kontrolle durch die Unternehmens-IT vereinfacht die Steuerung von Datenkapazitäten und erleichtert somit, Innovationsprozesse effizient umzusetzen. Die flexible Steuerung kann außerdem auf eine einzelne Organisationseinheit heruntergebrochen werden. So ist es beispielsweise möglich, ein neues Produkt oder ein Entwicklungsszenario mit kurzfristig hohem Datenvolumen zu testen, bevor es in die reguläre Produktion Einzug findet, wo kontinuierlich ein höherer Bandbreitentarif benötigt wird.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich On-Demand Services nicht nur bezüglich ihrer Flexibilität, sondern auch im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit und Kosteneffizienz innerhalb der Netzwerkverwaltung abheben. Unternehmen müssen sich nicht länger durch starre Vertragslaufzeiten und feste Bandbreitentarife in ihrer Innovationsfähigkeiten einschränken, sondern können ihre Organisation und Prozesse kosteneffizient skalieren, planen und weiterentwickeln.