Interview mit Bitdefender
In unserer Interview-Serie zum Thema KI kommt hier Martin Zugec, Technical Solutions Director bei Bitdefender, zu Wort.

sysbus: „In welchen Bereichen kann KI helfen, die Sicherheit zu verbessern?“
Martin Zugec: „Künstliche Intelligenz ist keine Innovation, sondern seit über einem Jahrzehnt ein wertvolles Tool für IT-Sicherheit. Ihr wirklicher Mehrwert liegt in ihrer Fähigkeit, die Graubereiche der modernen Bedrohungslandschaften zu durchforsten – und das im großen Maßstab. Das ist umso wichtiger, denn zunehmend schlagen Bedrohungen nicht als klar definierte bösartige Ereignisse auf. Stattdessen beginnen sie oft als verdächtige Aktivitäten, deren Beurteilung ein tieferes Verständnis des Informationskontextes erfordert. Und hier bietet die KI einfach mehr, weil sie subtile Muster und Korrelationen erkennt, die ein menschlicher Analyst vielleicht übersieht. KI setzt Alarme im großen Maßstab in einen Kontext und priorisiert sie. Dadurch sind Sicherheitsteams in der Lage, über eine reaktive Antwort auf binäre bösartige Events hinauszugehen. Nun können Sie proaktiv die nuancierte und oft nur auf wahrscheinliche Möglichkeiten basierende Natur der heutigen Gefahren beantworten“
sysbus: „Welches sind die größten Gefahren durch Angriffe mithilfe KI?“
Martin Zugec: „Man sollte die Gefahr ernst nehmen, sich aber nicht vom Hype treiben lassen. Am größten ist das Risiko, dass Hacker durch KI-unterstütztes Social Engineering mehr und bessere, weil schwerer zu erkennende Angriffe fahren: Large Language Modells eignen sich dazu, Phishing-Mails breit zu steuern, Deepfakes eigenen sich eventuell für die Simulation des vermeintlichen Chefangriffs. Diese Technologie wird immer leichter zugänglich, weshalb sie sich von einer Nischenfähigkeit zu einer Standardwaffe der Cybersicherheit entwickelt.
Vom aktuellen Hype sollte man sich aber nicht anstecken lassen. KI kann ohne Zweifel Cyberangriffe verbessern, aber die bestehenden Angriffsmethoden sind nach wie vor effektiv und werden immer einfacher in der Anwendung.
Entgegen der vorherrschenden Meinung denken wir, dass KI in naher Zukunft für Verteidiger eine stärkere Kraft sein wird als für die Angreifer. Der fehlende unmittelbare Anreiz für Angreifer, mit KI signifikante Innovationen umzusetzen, verschafft den Verteidigern einen vorübergehenden Vorteil. KI-infundierte Super-Malware bleibt ein Gedankenspiel der Trend-Hype-Diskussion.“