ArtikelDigitalisierung/Digitale Transformation

Supply Chain Management, Zero-Cost-Transformation und neue Vorgaben: Wie sich die digitale Transformation nachhaltig gestalten lässt

Autor/Redakteur: Anurag Bhatia, Head of Europe Business bei Mphasis/gg

Das Thema Nachhaltigkeit steht für die meisten Unternehmen weit oben auf der Agenda. Wie kann Technologie dazu beitragen, ESG-Ziele (Environmental, Social and Governance) zu erreichen? Und mit welchen Maßnahmen wird die IT selbst nachhaltiger? Dieser Veränderungsprozess umfasst jedoch nicht nur die Hardware, sondern alle Bereiche von Anwendungen und Workloads über redundante Daten bis hin zu Lieferkettenoptimierung, Gebäudemanagement und Unternehmenskultur.

Sowohl Kunden als auch Investoren und Bewerber achten bei ihren Entscheidungen heute verstärkt auf ökologische und soziale Aspekte, meint Anurag Bhatia von Mphasis. (Quelle: Pixabay, Gerd Altmann)

Der Klimawandel gehört in deutschen Unternehmen zu den Top-Prioritäten, so eine aktuelle Deloitte-Studie. Die Mehrheit der Entscheider sich bewusst, dass akuter Handlungsbedarf besteht. So haben 76 Prozent ihre Nachhaltigkeitsinvestitionen im Jahr 2022 erhöht, davon 20 Prozent signifikant. Nicht nur aus gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung ist es für Unternehmen wichtig, Ressourcen zu sparen und Emissionen zu reduzieren. Angesichts der exorbitant gestiegenen Energiepreise wächst auch der wirtschaftliche Druck. Dazu kommen höhere regulatorische Anforderungen, zum Beispiel durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die EU-CSR-Direktive. Letztere wurde im Dezember 2022 von der EU-Kommission veröffentlicht und wird derzeit in nationales Recht überführt. Ab Januar 2024 gelten für größere Unternehmen dann neue Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Mit der Digitalisierung steigt der Energiebedarf

Die IT kann einen wichtigen Beitrag leisten, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Denn die Informations- und Kommunikationstechnologie verbraucht über zehn Prozent des gesamten Energiebedarfs und verursacht etwa zwei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Der größte Anteil entfällt dabei auf den Rechenzentrumsbetrieb. Prognosen zufolge wird der Stromverbrauch bis 2030 voraussichtlich noch um das 15-fache ansteigen. Dazu kommt der enorme Wasserbedarf, der für die Kühlung der Systeme anfällt. Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, ihre Rechenzentren nachhaltiger zu gestalten, gleichzeitig aber die Digitalisierung voranzutreiben. Nicht umsonst zählt nachhaltige Technologie laut Gartner zu den Top Strategic Technology Trends 2023. Für die IT-Infrastruktur besteht das Ziel darin, die richtigen Tools und Anbieter auszuwählen, um mit einem Minimum an Ressourcen ein Maximum an Leistung zu erzielen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Cloud. Mit ihrer Hilfe können Unternehmen den Stromverbrauch im Rechenzentrum um bis zu 80 Prozent reduzieren, so der eco-Verband. Eine Studie der International Data Corporation (IDC) von 2021 hat ergeben, dass bis zu 629 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden könnten, wenn genügend Unternehmen (etwa 60 Prozent) bis 2024 auf Cloud Computing umsteigen würden. Die gleiche Studie zeigt auch, dass 1,6 Millionen Tonnen Emissionen eingespart werden könnten, wenn alle bestehenden Rechenzentren bis 2024 nachhaltig gestaltet sein würden.

Software – der heimliche Energiefresser

Nicht nur die IT-Infrastruktur, auch die Software, die in den Rechenzentren läuft, wirkt sich maßgeblich auf Nachhaltigkeitskennzahlen von Unternehmen aus. So schätzen Forscher am MIT, dass der CO2-Ausstoß beim Training eines großen Deep-Learning-Modells etwa den Emissionen von fünf Autos während ihrer gesamten Lebenszeit entspricht. Unternehmen sollten daher Lösungen implementieren, um die Nachhaltigkeitsauswirkungen von Software zu erfassen, zu messen und zu bewerten. Anschließend geht es darum, Maßnahmen zu ergreifen, die zur Dekarbonisierung beitragen. Dabei ist es wichtig, den gesamten Lebenszyklus zu berücksichtigen und schon während der Entwicklung anzusetzen. Die Energiebilanz von DevOps-Prozessen lässt sich zum Beispiel optimieren, indem man Redundanzen in den automatisierten Abläufen erkennt und unnötige Berechnungen minimiert. Häufig laufen auf Servern zudem alte Anwendungen, die Energie verbrauchen, obwohl sie niemand mehr benötigt.