ArtikelDigitalisierung/Digitale Transformation

Worauf es beim IT-Insourcing ankommt

Autor/Redakteur: Maximilian Hille, Head of Consulting bei Cloudflight/gg

Mehr Kontrolle über die eigene IT – dieser Wunsch wird in immer mehr Unternehmen deutlich. In der Konsequenz sollen wieder mehr Verantwortlichkeiten und Aufgaben intern abgebildet werden. Ist der IT-Dienstleister damit raus? Ganz und gar nicht, denn in der Realität kollidiert die Erwartung des Managements mit den internen Ressourcen und Fähigkeiten – sei es nun bei der Entwicklungsgeschwindigkeit oder dem Technologie-Stack. Damit IT-Insourcing dennoch zum Erfolg wird, müssen Unternehmen die Beziehung zu ihren IT-Partnern überdenken und neue Prioritäten setzen.

Bild: Cloudflight

Unternehmen sind heute mehr denn je dem Digitalisierungsdruck ausgesetzt und müssen digitale Wertschöpfungsketten aufbauen, um das Wachstum zu sichern. Gleichzeitig sind sie bestrebt, technische Schulden abzubauen und die IT-Modernisierung beziehungsweise den Weg in die Cloud voranzutreiben. Um beidem gerecht zu werden, setzte man in der Vergangenheit jahrelang konsequent auf das IT-Outsourcing. Heute werden Praktiken im Umgang mit der IT jedoch infrage gestellt. Eine schmerzliche Erkenntnis dabei: In vielen Fällen war man beim Thema IT-Outsourcing über das Ziel hinausgeschossen. Technologiekompetenz und die Kontrolle der eigenen Infrastruktur sowie der Anwendungsentwicklung wurden weitestgehend an externe Dienstleister ausgelagert. Zum einen geschah dies, um Kosten für die IT zu reduzieren, und zum anderen, weil die IT in den vergangenen zwei Dekaden zu wenig als “strategisch relevant” angesehen wurde. Daher stellte auch niemand infrage, was der beauftragte Dienstleister genau tut – ganz davon abgesehen, dass im eigenen Unternehmen kaum die entsprechende Fachexpertise vorhanden war, um die Leistung auch fundiert bewerten zu können.

Nun wendet sich das Blatt und der Ruf nach mehr Kontrolle sowie einer stärkeren und vor allem nachhaltigen eigenen IT wird laut. Full Outsourcing ist damit in weiten Teilen Geschichte. Doch der Weg in Richtung Insourcing ist mitunter beschwerlich und erfordert gerade im Mittelstand oft Partner, die das Unternehmen an die Hand nehmen können.

Entwicklungsgeschwindigkeit als Performance-Indikator

Interne IT-Kompetenz im Zuge des Insourcings aufzubauen, ist ein hehres Ziel. Doch woran macht man fest, inwiefern diese Bestrebung Früchte trägt? Ein Faktor, der dabei herangezogen werden kann, ist die Geschwindigkeit, mit der neue digitale Produkte und Services entwickelt werden können. Sprich, wie viele Tickets beziehungsweise Tasks lassen sich innerhalb einer Zeiteinheit abarbeiten? Etwas weiter gefasst kann Entwicklungsgeschwindigkeit aber auch bedeuten, den zeitlichen Aufwand zu erfassen, der nötig ist, um die IT-Kompetenzen der eigenen Mitarbeiter:innen aufzubauen: Wie lange dauert es, bis eine Person selbstständig an Projekten mitentwickeln und Aufgaben übernehmen kann?

Dieser Punkt sollte keinesfalls unterschätzt werden, denn Entwicklungsgeschwindigkeit scheitert oft auch daran, dass keine Entscheidungen getroffen werden können. Fehlt die technische Expertise, um die strategischen Schritte für die IT vorzugeben, können weder interne Teams noch der Dienstleister produktiv arbeiten.

Stolpersteine beim Insourcing

Zudem gilt es, sich vorab der Risiken des Insourcings bewusst zu machen. Zu den häufigsten Fehlern gehören:

Erwartungen hinsichtlich der Kosten: Insourcing ist nicht per se eine Kostenersparnis. Gerade am Anfang des Prozesses steigen die Kosten zunächst, denn zum einen muss der Dienstleister auf dem gleichen Budgetniveau gehalten werden, um weiterhin die Entwicklungsgeschwindigkeit hochzuhalten, und zum anderen wird in die internen Ressourcen investiert. Erst mittel- beziehungsweise langfristig sind Unternehmen in der Lage, ihre Budgets zu optimieren. Wenn die internen Teams das Fundament der IT im Griff haben und ohne die Hilfe des IT-Dienstleisters agieren können, ist dieser frei für Value-Creation-Aufgaben, sprich höherwertige Tasks, die spezifische Expertise erfordern – sei es nun im Bereich Advanced AI oder bei komplexen Cloud-Plattform-Architekturen.