ArtikelDigitalisierung/Digitale Transformation

Auf dem Weg zur Datenstrategie

Autor/Redakteur: Dr. Stefan Sigg, Chief Product Officer bei der Software AG/gg

Digitale Technologien können Unternehmen nach vorne bringen und im Idealfall einen Unterschied zur Vergangenheit und zu Mitbewerbern machen. Dabei ist Technik aber niemals der Treiber von Veränderungen. Es sind und es bleiben die menschlichen Entscheidungen, die uns nach vorne bringen – oder auch nicht. Um für das eigenen Unternehmen eine tragfähige Datenstrategie zu finden, sollten Unternehmen beide Perspektiven im Auge behalten – und einiges mehr.

Bild: Software AG

Daten werden in Zukunft wichtiger sein als persönliche Geschäftsbeziehungen, davon ist mehr als die Hälfte der Unternehmensleiter und Unternehmensleiterinnen in Europa überzeugt, die von der Wirtschaftsauskunftei Dun & Bradstreet für die Studie The Future of Data befragt wurden. Um diesen Bedeutungszuwachs auch in Geschäftsmodelle und -ergebnisse umwandeln zu können, halten fast sieben von zehn Führungskräften die Datenqualität und eine automatisierte Bereitstellung für fundamental, um richtige Entscheidungen zu treffen. 

Es geht um digitale Daten

Bei der Nutzung von Daten geht es immer um digitale Daten – nicht um Kalendereinträge in Schönschrift, nicht um Adressbücher und auch nicht um handgeschriebene Protokolle über Maschinennutzung. Es geht um digitale Daten in einer umfassend digitalisierten und automatisierten Prozesslandschaft in den Unternehmen, und in diesem Satz ist beinahe jedes Wort wichtig: Nur digitalisierte Prozesse steuern brauchbare Daten für Erkenntnisse und Entscheidungen bei. Ist die digitale Wertschöpfungskette lückenhaft, also nicht umfassend, fehlen Daten, was beinahe zwangsläufig zu fehlerhaften Ergebnissen führt. Und sind nicht alle Prozesse, bei denen das möglich und sinnvoll ist, automatisiert, fehlen die Kapazitäten, um große Menge an Daten zu produzieren, zu verarbeiten und zu analysieren – dies gilt ganz besonders für das Internet of Things (IoT).

Über den geeigneten Weg der Digitalisierung, der Prozessautomatisierung und des Aufbaus einer geeigneten Dateninfrastruktur müssen wir (hier) nicht sprechen: Dafür gibt es tragfähige Konzepte mit allegorischen Namen wie (Cloud) Data Warehouse, Data Lake (House), Data Mesh oder, wenn man über das eigene Unternehmen hinaus geht, Datenräume, dazu Technologien wie künstliche Intelligenz mit Machine Learning. Worüber wir mehr reden sollten, ist die Strategie, also über die Frage, wie aus einem Unternehmen eine datenbasierte Organisation werden kann und wann es mit dieser Transformation beginnen sollte.

Die Antwort auf den zweiten Teil der Frage ist: jetzt, denn es gibt keinen besseren Zeitpunkt! Die Menge an Daten wächst exponentiell. Gerade erst hat die alle vier Jahre tagende Generalkonferenz für Maße und Gewichte neue Präfixes für besonders große Zahlen definiert: Ronna und Quetta, die für Zahlen mit 27 und 30 Nullen stehen und die wir schon bald brauchen werden, um die Datenmengen zu beziffern. Zudem sind die Technologien für die Verarbeitung dieser Mengen reif, verfügbar, performant und sicher. Wer vor zwei, drei Jahren noch warten wollte, kann jetzt anfangen: Es ist so weit!

Wo anfangen?

Ein bisschen Sorgfalt ist bei der Beantwortung der Frage aufzuwenden, wie ein Unternehmen die Transformation zu einer datenbasierten Organisation beginnen soll. Entscheiderinnen und Entscheider können sich der Antwort durch ein Rückbesinnen auf die eigenen Stärken nähern: Wer weiß, was das eigene Unternehmen besser kann als andere, findet einen Ansatzpunkt, noch besser zu werden – etwa über die Frage, wie sich ein gutes Produkt über Datenanalysen effizienter produzieren, weiterentwickeln oder besser vermarkten lässt.

In dem von Donald A. Marchand herausgegebenen Buch „Competing with Information – A Manager′s Guide to Creating Business Value with Information Content”, das auch schon mehr als 20 Jahre alt ist, werden die noch immer gültigen grundlegenden Möglichkeiten der Nutzung von Informationen zur Schaffung von Unternehmenswerten genannt:

  1. Mehrwert schaffen – für Kunden und Märkte
  2. Kosten reduzieren – in Prozessen und Transaktionen
  3. Neue Realitäten schaffen – neue Produkte, neue Dienstleistungen, neue Geschäftsthemen
  4. Risiken verwalten – Markt-, Finanz-, Rechts- und Betriebsrisiken

An diesen vier Punkten können sich Unternehmen bei ihren ersten Schritten hin zu einer Datenstrategie orientieren. Die Reihenfolge ist nicht vorgegeben, sondern hängt davon ab, welche Prioritäten ein einzelnes Unternehmen für sich selbst definiert.