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Alles in der Cloud? Ein Plädoyer für die lokale Kopie

Autor/Redakteur: Conrad Heinicke, Projektmanager bei CBL Datenrettung/gg

Datenretter haben einen anderen Blick auf IT-Themen. Wer sich professionell mit den Schattenseiten der Technik befasst, kommt zu der Überzeugung, dass Datenverlust prinzipiell keine Frage des „ob“ ist, sondern des „wann“.

Bild: CBL Datenrettung

Selbst in großen Unternehmen klafft eine Lücke zwischen dem, was an Datensicherheit für die Geschäftskontinuität nötig wäre und dem was tatsächlich gelingt. Der Veeam Data Protection Report 2021 hat beispielsweise festgestellt , dass 58 Prozent der Backups fehlschlagen und die Daten ungeschützt bleiben. Trotz der wichtigen Rolle, die Backups bei der modernen Datensicherung spielten, werden 14 Prozent aller Daten überhaupt nicht gesichert und 58 Prozent der Wiederherstellungen schlagen fehl, so dass die Daten von Unternehmen im Falle eines Ausfalls ungeschützt und unwiederbringlich sind – zumindest bevor sich ein Datenretter des Falls annimmt. Unerwartete Ausfälle sind dabei keine Seltenheit: 95 Prozent der Unternehmen hatten in den letzten zwölf Monaten damit zu tun, und bei jedem vierten Server gab es in diesem Zeitraum mindestens einen unerwarteten Ausfall. Mehr als die Hälfte der befragten Manager räumte ein, dass es durch Datenverluste zu einem Vertrauensverlust bei Kunden, Mitarbeitern und Stakeholdern gegenüber ihrem Unternehmen gekommen sein kann.

Auch der Data Protection Trends Report 2022 zeigt bei den von Veeam nach ihren Datensicherungsstrategien befragten 3000 IT-Entscheidern in weltweit tätigen Unternehmen wieder Erschreckendes: 18 Prozent der Unternehmen sichern ihre Daten nicht. Wenn nach Studien wie diesen selbst im Enterprise-Segment so viel im Argen liegt, kann man sich ausmalen, wie es bei kleinen und mittleren Unternehmen aussieht.

Ernste Folgen

Man stellt als Datenretter bei der Anmeldung eines neuen Falls die Fragen: „Was ist passiert?“ und „Warum ist das ein Problem?“ Die Antworten geben erste Hinweise auf den Schaden, die Art der wiederherzustellenden Zieldaten und gegebenenfalls welchen darunter besondere Priorität zukommt. Was Datenretter dabei allerdings auch zu hören bekommen, sind die Tragödien hinter den Fällen. Datenverluste gefährden regelmäßig berufliche Karrieren und den Fortbestand von Firmen. Fehlendes oder misslungenes Backup sind ein weitverbreitetes Problem und Datenrettung wird dann zur letzten Chance. Diese tägliche Erfahrung führt dazu, dass Datenretter eine ganz anderen Blick auf Speichertechnologien und Medien haben. Die Forschung und Entwicklung bei einem professionellen Data-Recovery-Dienstleister zielt immer auf etwas, was die Hersteller von Datenträgern nicht vorsehen: den Zugriff auf ein Gerät, dass keinen Zugriff mehr erlaubt. Ansonsten wünschenswerte Features wie Hardware-Verschlüsselung werden zu erschwerenden Herausforderungen. Vor allem sind die angelieferten defekten Festplatten, Memorysticks, SSDs oder Magnetbänder aber eine Chance, in 80 bis teilweise 90 Prozent der Fälle Daten für die Kundschaft zu rekonstruieren.