Virtuelle Desktop-Lösungen bringen die Unternehmens-IT ins Homeoffice
Autor/Redakteur: Srinivas Kollur, Practice Director und Head Of Client Solutions – Continental Europe, Cloud and Infrastructure Services bei Wipro/gg
Nicht erst seit gestern versuchen Unternehmen, agiler, globaler, mobiler und sicherer zu werden. Aber vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist vielen Verantwortlichen klar geworden, dass es jetzt an der Zeit ist, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Es gilt, die IT-Infrastruktur so aufzubauen, dass Mitarbeiter unabhängig von ihrem festen Arbeitsplatz – jederzeit und überall – ihrer Tätigkeit nachgehen können, sofern dies organisatorisch möglich ist. Viele Unternehmen haben aus der Not geboren erstmals die Möglichkeit angeboten, vom Homeoffice aus zu arbeiten, andere die Option stark ausgebaut. Einfache Bürotätigkeiten wie Textverarbeitung und Tabellenkalkulation oder auch Collaboration-Plattformen sind da noch verhältnismäßig einfach umzusetzen, hier steht vor allem die Sicherheit der Daten im Vordergrund. Anders sieht dies in Bereichen aus, wo riesige Datenmengen oder grafische, visuelle und analytische Informationen benötigt werden – oder die Sicherheitsanforderungen sehr hoch sind. Handelsübliche Rechner sind damit ebenso überfordert wie private Internetanbindungen. Einen Ausweg bieten sogenannte Virtual-Desktop-Lösungen.
Anwendungen und Daten von Endgeräten trennen
Virtual-Desktop-Technologie ermöglicht Anwendern den Zugang zu Programmen und Daten, die in einem Rechenzentrum gehostet werden. Der Zugang kann auf jeder Art von Endgerät, also einem Desktop, Laptop, Tablet oder Smartphone, ermöglicht werden. Dabei kann der Zugriff auf den kompletten Desktop oder einen begrenzten Satz von Anwendungen und Daten gewährt werden, die für die Ausführung der Arbeit erforderlich sind. Das Potential von Virtual-Desktop-Lösungen ist enorm: So schätzen die Analysten von Mordor Intelligence den Markt für Desktop-Virtualisierung 2019 auf 6,1 Milliarden US-Dollar. Bis 2025 rechnen die Marktforscher mit zweistelligen, jährlichen Zuwachsraten.
Der Vorteil der Technologie: Daten und Anwendungen verlassen nie die sicheren Datencenter. Es werden lediglich Bildschirminhalte verschlüsselt übertragen. Dabei lassen sich die Virtual-Desktop-Lösungen so konfigurieren, dass der Zugriff auf Anwendungen und Daten dynamisch auf der Grundlage von Endbenutzerrollen, Protokollen und Sicherheitsrichtlinien eines Unternehmens bereitgestellt werden kann. Endbenutzer können Mitarbeiter, Partner oder Kunden sein. Sie können sich überall befinden und dennoch jederzeit und sicher auf Anwendungen und Daten zugreifen. Durch einfache Virtualisierung und Zentralisierung der Desktop-Umgebung kann ein Unternehmen die Wartung und Verwaltung von Anwendungen verbessern und damit einen enormen Einfluss auf die Benutzererfahrung, betriebliche Flexibilität und Produktivität ausüben. Auch im Kampf um die besten Talente können Virtual-Desktop-Lösungen helfen. Die Technologie ermöglicht der Generation „BYOD” (Bring Your Own Device”) von ihrem Arbeitsplatz aus den Zugang zu Anwendungen und Daten, und das mit einem Gerät ihrer Wahl und von jedem Ort, vorausgesetzt es besteht ein Internetzugang. Unternehmen können so flexible und futuristische Arbeitsumgebungen ausprobieren, etwa Coworking-Spaces, und auf diese Weise sogar Bürokosten reduzieren.
Virtual Desktop kann daher auch als Sprungbrett zum Modern Workplace und als ideales Werkzeug für die digitale Transformation des Arbeitsplatzes verstanden werden. Virtual-Desktop-Lösungen verbessern die Sicherheitslage der Unternehmen zudem erheblich. Es bietet einen wirksamen Schutz vor Malware, Ransomware und böswilligen Angriffen durch zentralisierte Sicherheits- und Backup-Prozesse, um alle Eventualitäten effektiv zu bewältigen.
Virtual Desktop für die Finanzbranche
Speziell für Banken und Finanzdienstleister ist die Virtual-Desktop-Technologie praktisch unwiderstehlich. Sie bringt zusätzliche Sicherheitsebenen für Daten und Anwendungen mit sich und ist gleichzeitig extrem benutzerfreundlich. Deutlich wird dies am Beispiel eines Aktienhändlers (Brokers): Im Normalfall würde dieser auf einem herkömmlichen Laptop oder Desktop auf Echtzeitinformationen zugreifen und dann Transaktionen online ausführen. Daten und Transaktionsdetails müssten eine Reihe von Netzwerken durchlaufen – von der Laptop-Anwendung des Brokers zu einem Gateway und dann vielleicht über eine Handvoll öffentlicher Netzwerke bis zum Aktienmarkt und zurück, so dass dieser anfällig für Angriffe ist. In einer virtuellen Desktop-Umgebung könnten sich die Anwendungen und Handelsdaten des Brokers im Rechenzentrum befinden und sicher mit den Systemen des Aktienmarktes verbunden sein. Dies würde den Zugriff auf die Daten beschleunigen, die Transaktionsgeschwindigkeit erhöhen und obendrein die Sicherheit gewährleisten. Händler und Berater werden die Geschwindigkeit und Sicherheit als großen Vorteil empfinden.