Glosse

SAP-Berater – Wie wird man das?

Vier Tage pro Woche auf Reisen

Wichtig zu wissen für alle, die sich für das Berufsbild SAP-Berater interessieren, egal auf welchem Einstiegsweg: Reisebereitschaft gehört, zumindest am Anfang, auf jeden Fall dazu. Gerade in den ersten fünf Jahren muss man damit rechnen, vier bis fünf Tage pro Woche unterwegs zu sein. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen ein Umzug fällig ist. Der beste Berufseinstieg läuft über eine renommierte SAP-Beratung. Für diese arbeitet man vor Ort in einem Unternehmen, das gerade SAP einführt. Später in der Karriere besteht die Möglichkeit, zu einem SAP-Anwenderunternehmen zu wechseln und dort das Customizing und die Pflege bestehender Systeme zu übernehmen, was normalerweise kaum noch Reisetätigkeit mit sich bringt.

Auch eine Bewerbung bei der SAP AG selbst kann nicht schaden. SAP hat eine eigene Consulting-Sparte und geht damit oft die schwierigsten aller SAP-Projekte an. Die Tätigkeit dort gilt als die Königsreferenz in der Branche. Wer jedoch bei SAP in der Produktentwicklung oder im Produktmanagement landet, hat es zwar vermutlich karrieretechnisch auch gut erwischt, wird aber dadurch nicht automatisch SAP-Berater.

In den ersten Berufsjahren sollten angehende SAP-Berater darauf achten, dass sie sich in verschiedenen Bereichen weiterentwickeln, um sich für die nächsten Aufgaben zu qualifizieren. Faustregel: Etwa die Hälfte ihrer Zeit sollten sie für Implementierung und Customizing aufwenden – das ist das Kernwissen eines jeden SAP-Beraters. Die andere Hälfte der Zeit sollte in die Konzeption gehen, also vor allem in die Planung und Besprechung von Prozessen. Letzteres ist der Punkt, an dem sich die besten Berater beweisen. Außerdem sollten Berufsanfänger Erfahrungen in allen Projektphasen sammeln, also Planung, Implementierung und Support, auch wenn das den Wechsel zwischen verschiedenen Projekten oder Kundenunternehmen bedeutet.

Unternehmensintern den Sattel wechseln

Seltener als der Direkteinstieg in die SAP-Beratung nach dem Studium ist der Wechsel von einer fachlichen Position, zum Beispiel in Controlling oder Logistik, in die unternehmensinterne SAP-Beratung. Sehr häufig geschehen solche Rollenwechsel im Rahmen einer SAP-Einführung. Dies lässt sich für den einzelnen Bewerber kaum planen, aber wer eine solche Chance für sich sieht, sollte mit seinem Vorgesetzten reden, um eine interne Bewerbung vorzubereiten und die Chancen einer vom Unternehmen bezahlten Fortbildung zu klären.

Einen solchen Schritt unternehmensübergreifend aus der Fachlichkeit von einem Unternehmen auf die SAP-Position in einem anderen zu planen, ist dagegen risikoreich. Man sollte seinen bisherigen Job eher nicht für eine Trainingsmaßnahme und Zertifizierung aufgeben, außer man hat den Arbeitsvertrag für den SAP-Job danach schon in der Tasche.

Lücken im Lebenslauf sehen Personaler im Arbeitsmarkt für SAP-Berater sehr kritisch. Sechs Monate Übergangsphase, die ein Bewerber gut begründen kann, werden im Einzelfall noch toleriert. Aber wer trotz des eigentlich ja stark gefragten Profils als SAP-Berater ein Jahr aussetzt, gilt schon als schwer vermittelbar. Man hat dann kaum noch Chancen auf die anspruchsvollen und gut bezahlten SAP-Jobs.

Doch auch für Direkteinsteiger gilt: Der Job ist nicht von ungefähr so gut bezahlt. Es klappt nicht bei jedem, in der Branche Fuß zu fassen. Nicht wenige stellen nach einigen Jahren fest, dass sie die dauerhaft hohe Belastung oder die Reisetätigkeit nicht wünschen.

Bis zu 90.000 Euro Jahresgehalt nach fünf Jahren

Wer allerdings drei bis fünf Jahre Erfolge im Job nachweisen kann, erzielt oft schon einen Jahresverdienst von 60.000 bis 90.000 Euro und hat auch Jahre später kaum noch Probleme bei der weiteren Jobsuche. Er kann, wenn er mit einem auf SAP-spezialisierten Personalberater zusammenarbeitet, fast immer unter mehreren attraktiven Angeboten auswählen und seine Karriere Schritt für Schritt ausbauen.

Es gibt also mehrere Wege, um den spannenden und lukrativen Job eines SAP-Beraters zu ergreifen. Wer aber schon frühzeitig Interesse an dem Berufsbild hat, sollte idealerweise Wirtschafts- oder Informatik-Studiengänge studieren, studienbegleitend mehrere Praktika machen, in denen er in SAP-Projekten arbeitet, Seminare zu SAP-Themen besuchen, gute Noten anstreben und nach dem Studium alles daran setzen, in einem renommierten SAP-Beratungshaus unterzukommen.

Erfolgsentscheidend ist selten das IT-Know-How. Und selbst ein gutes Verständnis von Abläufen in Unternehmen reicht nicht aus. Entscheidend sind am Ende Soft Skills, wie Durchhaltevermögen, Verhandlungsgeschick und Koordinationsfähigkeit. Erst dank dieser Fähigkeiten erreichen SAP-Anwenderunternehmen die gewünschten Rationalisierungseffekte.

Es gibt tatsächlich Menschen mit dem Titel SAP-Berater auf ihrer selbstgedruckten Visitenkarte, die sich davon wenig kaufen können. Anerkannt in der Branche ist, ist wer wenigstens zwei Jahre in einem renommierten Unternehmen als SAP-Berater gearbeitet hat. Auch wenn es paradox erscheint: Man wird SAP-Berater, indem man einer ist.