ArtikelInfrastruktur

Herausforderung im Rechenzentrum: Zertifizierungen – Auf diese Standards sollten Unternehmen achten

Auch die Forderungen nach einem nachhaltigen Rechenzentrumsbetrieb werden immer lauter. Unternehmen können sich hier am PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) orientieren. Dieser Wert beschreibt die Energieeffizienz eines Rechenzentrums. Er stellt das Verhältnis zwischen Gesamtenergieverbrauch des Rechenzentrums und dem Energieverbrauch der IT-Systeme dar. Je niedriger der PUE-Wert eines Rechenzentrums, desto umweltfreundlicher und energieeffizienter wird es betrieben. Möchte der Betreiber diesen Wert senken, muss er meist seine vorhandene Infrastruktur mit neuen Technologien modernisieren. Der PUE-Wert der existierenden Rechenzentren in Deutschland liegt aktuell im Durchschnitt bei 1,9.

Die wichtigsten Zertifizierungen auf einen Blick

Eine wegweisende Rolle im Zertifizierungsdschungel spielt Trusted Site Infrastructure (TSI). Dabei handelt es sich um ein Prüfzeichen des TÜV Informationstechnik GmbH für eine zuverlässige IT-Infrastruktur. TSI gilt als Grundlage für die Bewertung und Zertifizierung der physischen Sicherheit und Verfügbarkeit von Rechenzentren. Der Kriterienkatalog TSI.STANDARD orientiert sich am Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und wird stetig weiterentwickelt. Daneben gibt es die diversen TÜVs, insbesondere TÜViT, das Tier-System der US-amerikanischen Organisation Uptime Institute oder der Standard TIA-942 der Telecommunications Industry Association.

Dies sind die wichtigsten Zertifizierungen, auf die Unternehmen bei der Auswahl eines geeigneten Rechenzentrums achten sollten:

  • ISO/IEC 27001

Dabei handelt es sich um eine internationale Norm für Informationssicherheit und die zentrale Zertifizierung, wenn es um Cybersecurity geht. Zentrale Anforderung ist ein Informationssicherheits-Managementsystem (SMS). ISO/IEC 27001 wurde von der Internationalen Organisation für Standardisierung (ISO) festgelegt und mehrfach überarbeitet. Der Schwerpunkt dabei liegt auf der organisatorischen und prozessualen Ebene. Diese Norm wird als Grundlage für jeden Rechenzentrumsbetrieb angesehen. In Deutschland ist diese Zertifizierung das IT-Sicherheitszertifikat auf der Basis des IT-Grundschutzes vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

  • EN 50600

Die seit 2016 existierende Zertifizierung ist die erste europaweit länderübergreifende Norm für die Planung, den Neubau und den Betrieb eines Rechenzentrums. DIN EN 50600 wurde von der europäischen Normungsgesellschaft CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung) entwickelt. Dabei sollen besonders für die Neuerrichtung von Rechenzentren Vorgaben in Form eines Leitfadens definiert werden, die sich vor allem auf die physische Sicherheit der Rechenzentren fokussieren. Der TÜViT unterstützt Rechenzentrumsbetreiber bei dieser Zertifizierung und den einzelnen Phasen des Rechenzentrumsbaus.  

ISO/IEC 27001 und EN 50600 ergänzen sich inhaltlich und decken in Kombination alle nötigen Bereiche ab, um ein hochsicheres Rechenzentrum aufzubauen und zu betreiben. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer Normen und Zertifizierungen, die für Rechenzentrumsbetreiber relevant sein können und sich auf gesellschaftliche Themen konzentrieren, wie zum Beispiel:

  • ISO 9001

Diese Norm konzentriert sich auf das Qualitätsmanagement und hilft dabei, die Prozesse zu optimieren und besser auf Kundenanforderungen einzugehen. Damit deckt die Norm die komplette Planung, den Bau und den Betrieb der Rechenzentren ab.

  • ISO 14001

Die ISO 14001 ist der weltweit akzeptierte und angewandte Standard für Umweltmanagementsysteme mit dem Ziel, negative Umweltauswirkungen zu minimieren. Diese Norm wird weiter an Bedeutung gewinnen, da Nachhaltigkeit in der Rechenzentrumbranche immer mehr in den Vordergrund rückt.

Welche Vorteile bringen diese Zertifizierungen?

Zwar müssen Rechenzentrumsbetreiber in diese Zertifizierungen in Form von Zeit und Kosten investieren, aber deren zahlreichen Vorteile sind es wert. Die Anbieter können so Prozesse optimieren und Kosten senken. Zudem entscheiden sich Unternehmen bevorzugt für zertifizierte Rechenzentren, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert wird. Auch die verbesserte Sicherheit bietet enorme Vorteile, die in aktuellen Zeiten immer wichtiger wird.