Interview mit TP-Link zum Thema „Zukunft der Netzneutralität in Europa“
Wir haben ein Interview mit Jan Koch, 2nd Level Support Engineer bei TP-Link, zum Thema „Zukunft der Netzneutralität in Europa“ geführt.
Sysbus: „Vor kurzem hat das Europäische Palament im Rahmen des Telekommunikationspakets Regeln zur Netzneutralität verabschiedet. Diese legen zwar die Netzneutralität prinzipiell fest, erlauben aber so genannte Spezialdienste, über die sich dann aber doch bestimmte Datenübertragungen schneller abwickeln lassen sollen, als andere. Diese Spezialdienste wurden in dem Entwurf nicht genau definiert, in der Politik wurden als Beispiele dafür aber unter anderem Datenübertragungen zu selbstfahrenden Autos und Telemedizin genannt. Was halten sie von dem neuen Gesetz?“
Koch: „Wenn sensible Daten, wie zum Beispiel die selbstfahrender Autos, über das Internet übertragen werden, muss über eine Priorisierung nachgedacht werden. Der Ausbau der Netze ist wichtig, damit andere Dienste die gewohnten Geschwindigkeiten beibehalten.“
Sysbus: „Die Telekom hat bereits kurz nach der Verabschiedung des Gesetzes ein Statement herausgegeben, das die eben genannten Spezialdienste deutlich weiter fasst. Nach Meinung des Telekom-Chefs Höttges gehören zu den Diensten auch Online-Gaming und Videokonferenzen. Außerdem möchte die Telekom mit ein paar Prozent am Umsatz von Startups beteiligt werden, wenn sie diesen Spezialdienste zur Verfügung stellt. Vodafon erklärte gleichzeitig, dass die Überlegungen der Telekom im Prinzip richtig seien. Denken Sie dass solche Pläne realisierbar sind und welche Auswirkungen werden sie auf den Geschäftsalltag von Unternehmen im Internet haben?“
Koch: „Provider sollten sich nicht am Umsatz beteiligen lassen. Wenn sie ihren Kunden ‚Spezialdienste‘ von anderen Unternehmen anbieten können, ist das bereits ein Mehrwert für den Kunden um sich für einen Provider zu entscheiden. Sollten Unternehmen merken, dass der Geschäftsalltag negativ beeinflusst wird, werden die Kunden die Schuld sicherlich bei Ihrem Provider suchen und gegebenenfalls über einen Wechsel nachdenken.“
Sysbus: „Welche Auswirkungen des neuen Gesetzes erwarten Sie auf das Endnutzererlebnis im Internet?“
Koch: „Der klassische Endnutzer wird beim Surfen und Mailen keine Veränderungen spüren. Sollten die Provider jedoch eigene Services, wie Video-on-Demand, priorisieren und Drittanbieter wie Maxdome, Netflix oder Amazon Instant Video herabstufen, könnte sich das negativ auf die Zufriedenheit bezüglich des eigenen Providers auswirken.“
Sysbus: „Welche weiteren Auswirkungen wird das Gesetz ihrer Meinung nach noch mit sich bringen?“
Koch: „Denkbar sind unter anderem Veränderungen in den Tarifmodellen der Provider, also Tarife, in denen der Kunde gezielt Priorisierungen oder eine garantierte Bandbreite wählen kann.“