BackupCloudSecurityStorage

Frage der Woche: Zukunft des Cloud-Speichers

FDW

In den letzten Wochen haben Microsoft und Amazon das Angebot ihres Cloud-Speichers modifiziert. Während Microsoft dazu übergeht, seinen Office 365-Kunden in Zukunft unbegrenzten Online-Speicher einzuräumen, bietet Amazon seinen Prime-Kunden jetzt immerhin unlimitierten Cloud-Speicher für Fotos. Wohin geht der Trend im Online-Speicher-Bereich? Wird Speicherplatz in der Cloud in Zukunft generell kostenlos sein? Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf das Nutzerverhalten, die Datensicherung, den Datenschutz und den Umgang von Unternehmen mit Online-Storage? Zu diesen Fragen äußern sich Intel, Brainloop, FTAPI, INFOSERVE, Kroll Ontrack, SolarWinds, Norman Data Defense, Ping Identity, Nero, Seagate Technology und Nexenta.

Rolf Haas, Intel Security 1

“Nutzer müssen sich bewusst sein, dass sie die Kontrolle über ihre Daten aus der Hand geben”, erklärt Rolf Haas, Enterprise Technology Specialist bei Intel Security. “Sie sind darauf angewiesen, dass der Online-Speicher-Anbieter gute IT-Sicherheits-Systeme einsetzt. Firmenkunden regeln das über SLAs mit ihren Cloud-Anbietern. Für private Nutzer gilt: AGBs gründlich lesen und grundsätzlich bewusste Entscheidungen treffen, welche Daten in Online-Speichern liegen sollten.”

201304_CEO-Woebker_020

“Unternehmens-Speicher ist sensibler als privater Online-Speicher”, meint Bernhard Wöbker, CEO der Brainloop AG. “Während letzterer keine besonderen Sicherheits- und Verfügbarkeitsvorgaben erfüllen braucht, muss man im Geschäftsbereich schon genauer hinsehen: Die richtige Wahl der Serverstandorte, Verschlüsselung und absoluter Schutz vor Zugriffen spielen hier eine zentrale Rolle. Geringe Kosten und Unmengen Speicherplatz sind keine Argumente, die hier eine Rolle spielen dürfen.”

Stephan Niedermeier_sw

“Groß ist wichtig – sicher ist entscheidend”, so Stephan Niedermeier, Geschäftsführer der FTAPI Software GmbH. “Und genau dieses Thema, die Sicherheit der Daten, wird bis heute von vielen Anbietern nur unzureichend thematisiert. Es würde doch auch niemand in eine Wohnung ohne Türschloss einziehen – selbst wenn diese mietfrei wäre. Wir sind überzeugt, dass immer mehr Nutzer sich für mehr Sicherheit entscheiden und bereit sind, dafür zu bezahlen. Allerdings nur, wenn das Mehr an Sicherheit nicht zu Lasten der Handhabung geht. Daher setzen wir auf höchste Sicherheit – Stichwort Zero Knowledge – und einfachste Handhabung.”

dr_stefan_leinenbach

Dr. Stefan Leinenbach, Geschäftsführer der INFOSERVE GmbH: “Wer keine besonderen Anforderungen an die Sicherheit seiner Daten stellt, der kann gerne auf unbegrenzten und kostenlosen Online-Speicher zurückgreifen. Wer aber sensible oder geschäftskritische Daten zu verantworten hat, der wird wissen, dass es die dazu notwendige und dringend angeratene IT-Sicherheit nicht kostenlos geben kann. Insbesondere Unternehmen sollten daher sehr genau darauf achten, dass sich der angemietete Online-Speicher in einem entsprechend abgesicherten und zertifizierten Rechenzentrum eines Anbieters befindet, der sich den strengen deutschen Datenschutzrichtlinien unterwirft und mit dem er im Problemfall auch persönlich reden kann.”

PeterBöhret_hires_online

“Da Unternehmen die Cloud immer stärker auch für geschäftskritische Funktionen einsetzen, benötigen sie natürlich auch entsprechende Backup-Systeme – egal ob nun virtuell oder physikalisch”, denkt Peter Böhret, Vice President Europe DST bei Kroll Ontrack. “Auch in Cloud-Speicherlösungen sind die Unternehmen nicht gegen Verluste gefeit. Denn unabhängig von der Speicherart sind Backup-Systeme niemals zu 100 Prozent zuverlässig. Zudem kann es immer vorkommen, dass wichtige Daten beim letzten Backup nicht gesichert wurden.”

Lawrence Garvin

“In der heutigen IT-Welt wird es Unternehmen leicht gemacht, Cloud-Dienste oder -Ressourcen in Anspruch zu nehmen – oftmals sogar ohne wirklichen Kosteneinsatz”, findet Lawrence Garvin, Head Geek von SolarWinds. “Allerdings laufen sie dabei Gefahr, Dienste zu nutzen, die nicht von der IT-Abteilung freigegeben wurden. So können wichtige Geschäftsdaten potenziell verdächtigen Cloud-Anbietern verfügbar gemacht und somit ein Datenleck riskiert werden. Also muss die IT immer genau über etwaige Cloud-Nutzung Bescheid wissen.”

Norman_Oliver Kunzmann

Oliver Kunzmann, Manager Technical Consulting & Support bei der Norman Data Defense Systems GmbH, fügt hinzu: “Beim Online-Speicherplatz ist zu unterscheiden zwischen Consumern und Unternehmen. Für die Consumer ist der Speicherplatz Beiwerk, das häufig an andere Services gekoppelt ist und immer öfter kostenlos angeboten wird. In Unternehmen ist die Datensicherung eine eigenständige Aufgabe der IT. Die Entscheidung für Cloud-Storage ist eine strategische; die Online-Speicher stehen dabei im Wettbewerb mit herkömmlichen Speichermedien und müssen hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit und den Schutz der Daten und dadurch auch die Sicherheit der Rechenzentren erfüllen. Dafür werden die Business-Kunden auch künftig zahlen müssen.”

Michael Neumayr_Ping Identity

“Der Zugriff zu Cloud-Diensten wird meist über Passwort-basierte Authentifizierungsmethoden organisiert”, erklärt Michael Neumayr von Ping Identity. “Für den Durchbruch der Cloud-Speicher sollte der Verwaltungsaufwand für Passwörter reduziert und der Zugriff einfach gestaltet sein. Eine praktische Lösung kann hier ein Identitäten-basiertes Nutzer- und Zugriffmanagement darstellen.”

Jürgen Kurz - CEO

“Der Trend geht ganz klar in Richtung größerer Datenspeicher: Mit unserem Cloud-Angebot (Nero BackItUp Unlimited) haben wir das schon vor zwei Jahren erkannt und bauen weiter darauf auf”, so Jürgen Kurz, CEO von Nero. “Es geht aber nicht nur darum, den größten Onlinespeicher zu haben, sondern dem Nutzer das Cloud-Konzept möglichst einfach zu vermitteln. Sie müssen wissen, welche Daten in der Cloud gespeichert werden – und brauchen eine einheitliche Bedienung zum Abrufen und Speichern der Daten, ganz gleich ob von PC, iOS, Android oder Windows Phone.”

Seagate_Nigel Bissette

“Der Speicherbedarf steigt heute schneller als die Produktionskapazität”, denkt Nigel Bissette, Senior Sales Representative der Seagate Technology GmbH. “Software Defined Storage, also die Trennung von Hard- und Software, zeigt den Weg zur kostenoptimierten, skalierbaren NAS-Implementierung. Konzepte wie die Kinetic Plattform, die Ethernet-fähige Festplatten bietet, oder die 8 TByte HDD-Technologie von Seagate liefern hardwareseitig eine Grundlage. Jetzt ist die Software gefordert.”

Johan van den Boogart wide

Johann van den Boogaart, Sales Manager DACH bei Nexenta, schließt das Thema folgendermaßen ab: “Unstrukturierte und nicht-geschäftskritische Daten werden zunehmend in der Cloud gespeichert. Die genannten Angebote verzerren die Wahrnehmung des Marktes. Mancher denkt, die Cloud kostet nichts mehr. Für Anbieter von Cloud Services entsteht so ein immer höherer Kostendruck, dem sie mit traditionellen Speichermedien unmöglich standhalten können. Software-Defined Storage mit Standard-Hardware hilft jedoch, im Wettbewerb mitzuhalten, egal ob es um File-, Block- oder Object-Storage geht.”

[subscribe2]